John David Washington Denzel Washingtons Sohn über Höhenangst, Hautfarbe – und seine Rolle in "Tenet"

John David Washington in "Tenet"
John David Washington (hier mit Elizabeth Debicki) spielt die Hauptrolle in dem Action-Thriller "Tenet", dem einzigen großen Hollywood-Film des Sommers.
© Warner Bros. / DPA
Der Sohn von Oscarpreisträger Denzel Washington macht nun selbst Karriere – als Held des Action-Thrillers "Tenet". Ein Gespräch mit John David Washington, 36, über seine gescheiterte Laufbahn als Profisportler und die Unterschiede zu James Bond.

Mr. Washington, wir rufen aus Hamburg an.

Aha.

Angeblich haben Sie hier mal American Football im Volksparkstadion gespielt.

Ja, aber das ist sehr viele Monde her. Ich war in der NFL Europa und habe zuerst für die Hamburger "Sea Devils" gespielt, später in Düsseldorf für "Rhein Fire". Fühlt sich an wie ein anderes Leben.

Haben Ihre Erfahrungen im Profisport auf Ihre Karriere als Künstler abgefärbt?

Absolut, es gibt viele Gemeinsamkeiten, die ich mitgenommen habe in die Schauspielerei. Zum einen lernt man im Football, mit Absagen und Zurückweisungen umzugehen. Das klingt negativ, ist aber am Ende hilfreich. In der Filmbranche hört man sehr oft das Wort "Nein". Oder die Teamarbeit. Auch beim Film geht es nicht um dein Ego, sondern um Zusammenarbeit.

In ihrem aktuellen Film "Tenet" wimmelt es von Actionszenen. Körperlich extrem anstrengend. Haben Sie auch deswegen die Hauptrolle bekommen?

Mag sein. Ich weiß allerdings nicht, ob der Regisseur Christopher Nolan wusste, dass ich im Prinzip ein gescheiterter Athlet bin. Ich musste meine Laufbahn nach einem Riss der Achillessehne vorzeitig beenden. Die Dreharbeiten waren dennoch härter als Football. Der Film handelt von Zeit und deren Umkehrung, und ich habe nie gelernt, wie man mit einem Football rückwärts rennt oder rückwärts einen Touchdown legt.

Färbt die körperliche Arbeit auch auf Ihre Psyche ab, Ihre Gefühle?

Da sprechen Sie einen guten Punkt an. Normalerweise entwickle ich meine Figur eher von Innen nach Außen. Aber das intensive Training – Kampfchoreographien, Stuntarbeiten, drei tägliche Workouts am Tag über einen Monat lang – das alles macht auch was mit deinem Kopf.

Welche Szene war die schwierigste?

Sagen wir es mal so: Ich hatte vorher keine so gute Beziehung zu Höhe. Im Mumbai mussten Robert Pattinson und ich von einem Hochhaus-Balkon springen. Den Mut dazu musste ich erst mal aufbringen.

Hatten Sie Ihre Höhenangst vorab nicht thematisiert?

Wissen Sie, jeder Schauspieler wird bei der Frage "Können Sie reiten?" antworten: "Klar kann ich reiten!" Man sagt Ja – und kümmert sich dann später um die Umsetzung.

In "Tenet" jetten Sie rund um den Globus, kämpfen gegen einen größenwahnsinnigen Russen und müssen die Menschheit retten. Sie sollten sich wohl besser bei Idris Elba entschuldigen. Alle dachten immer, er wäre der erste schwarze James Bond...

Ha. Ich denke, Idris wäre ein wunderbarer James Bond. Aber natürlich wäre es verrückt, solch eine Rolle abzulehnen.

Fühlt sich "Tenet" für Sie an wie ein 007-Film?

Eher wie ein Christopher-Nolan-Film. "Tenet" ist anders, sehr ausgereift. Ich fühlte mich jedenfalls nicht wie James Bond.

Wie fühlten Sie sich denn?

Manchmal wie ein Superheld. Dann wieder wie ein verletzlicher, gebrochener Mann.

John David Washington mit Atemmaske und gelbes Militärboot auf der rechten Seite
© Warner Bros. Entertainment
Nach "The Dark Knight" und "Inception": Der erste Trailer zu Christopher Nolans "Tenet" ist da

Und Sie haben keine Bond-Girls.

Dafür haben wir andere talentierte und attraktive Frauen dabei wie Elizabeth Debicki oder Clémence Poésy.

Wir erleben gerade einen großen gesellschaftlichen Wandel. Die Corona-Pandemie, die Demonstrationen für Black Lives Matter. Nun hat der einzige große Hollywood-Film des Sommers einen schwarzen Helden. Perfektes Timing?

Das sind Ihre Worte. Wenn Sie das Gefühl haben, dass das eine gute Sache ist, haben Sie schon eine Antwort auf Ihre Frage. Für mich kommt ein neuer Film von Nolan immer zur richtigen Zeit, egal in welchem Zustand die Welt gerade ist. Seine Filme auf einer großen Leinwand zu sehen, ist wie ein Heilsversprechen, wie Medizin. Wenn Sie diesen Film sehen, verstehen Sie, warum es wichtig ist, dass das Kino weiterlebt und gedeiht.

Aber braucht die Welt nicht trotzdem mehr schwarze Helden auf der Leinwand?

Positive Bilder sind immer eine gute Sache. Aber im Drehbuch stand bei meiner Rolle ja nicht "schwarzer, 30-jähriger Mann", sondern nur "Der Protagonist". Ich spiele den Charakter so gut wie ich kann, über seine Hautfarbe musste ich mir nie Gedanken machen.

Ihr Vater Denzel meinte einst in einem Interview: "Die einzige Farbe, für die sich Hollywood interessiert, ist Grün." Die Farbe der Dollarscheine.

Er ist ein sehr weiser Mann und einer meiner Lieblingsschauspieler. Ich werde ihm also nicht widersprechen – zumindest nicht in der Öffentlichkeit.

PRODUKTE & TIPPS