"Bandidas" Knarre im Korsett

Salma Hayek und Penélope Cruz umarmen in der Westernkomödie "Bandidas" freudig die Klischees. Der Mix aus Kugelhagel und Schmollmündern ist zwar unterhaltsam, doch echte Western-Fans werden sich mit Grausen abwenden.

"Komm Penny, lass uns doch mal 'nen Film zusammen machen", hat wahrscheinlich die Mexikanerin Salma Hayek zu ihrer spanischen Busenfreundin Penélope Cruz gesagt, als beide, frustriert von doofen Hollywood-Rollenangeboten, ins Quatschen kamen. Der Franzose Luc Besson hat sie erhört und mit Hollywoods Vorzeige-Latinas den doofen, aber unterhaltsamen Western "Bandidas" gemacht. In dem Streifen wird ein bisschen gegen Amerika gestänkert, sonst aber bleibt alles wie gehabt.

Stramm ins Mieder geschnürt, begegnen sich in Mexiko der Bauerntrampel Maria und die höhere Tochter Sara, die beide dasselbe Problem haben: Im Auftrag einer New Yorker Bank akquiriert der schmierige Revolverheld Jackson Grundstücke für den Bau einer amerikanischen Eisenbahn, indem er potenzielle Störenfriede umlegt. Und nachdem er Marias Vater niedergeschossen hat, vergiftet er den honorigen Don Sandoval, Saras Vater.

Harmlos-rasanter Zorro-Verschnitt

Die zickigen Mädels raufen sich zusammen, rauben eine "Bank-and-Trust"-Filiale nach der anderen aus und werden zu Volksheldinnen. Schließlich schickt man den Rächerinnen den New Yorker Inspektor Quentin (Steve Zahn) auf den Hals. Produzent Luc Besson, der eine Vorliebe für Popcorn-Filme á l'américaine hat, übergab die Regie zwei norwegischen Werbefilmern, die in ihrem Filmdebüt eine Strichliste von Western-Standards abhaken.

Das Ergebnis präsentiert sich als harmlos-rasanter Verschnitt aus "Zorro", "Robin Hood", "Cat Ballou" und dem französischen Klassiker "Viva Maria": Es werden arme Tagelöhner getröstet, mit weiblicher List Banken geleert und Fieslinge an empfindlicher Stelle getreten. Weder fehlt ein Auftritt im Saloon noch ein Showdown im luxuriösen Eisenbahn-Waggon - aufgemotzt mit Zeitlupen-Kugelhagel und einer Safeknacker-Szene á la "Mission Impossible".

Sinnfrei in den Sonnenuntergang

Trotz hölzerner Rhetorik gegen böse Imperialisten hat das Ganze weder den Anspruch noch den Ehrgeiz, mehr zu zeigen als zwei Zuckerschnecken, die mal mit niedlichem Schmollmündchen (Penélope Cruz), mal mit entzückendem Schluckauf (Salma Hayek) mit der Pistole, beziehungsweise dem Messer, herumfuchteln. Den beiden Schönheiten, die längst als Charakterdarstellerinnen Ruhm erworben haben, scheint der alberne Western-Fasching, der in original mexikanischer Kulisse gedreht wurde, Spaß gemacht zu haben: Welche Schauspielerin würde nicht mal gern mit wehenden Röcken und Cowboyhut á la Lucky Luke sinnfrei in den Sonnenuntergang reiten?

Echte Western-Afficionados, seit den überspannten europäischen Spaghetti-Western ohnehin Kummer gewohnt, werden sich erneut mit Grausen abwenden. Aber auch die Verehrer von Cruz und Hayek kommen in dieser unbedarften Actionkomödie nicht recht auf ihre Kosten. Außer einem Kuss-Wettbewerb mit Steve Zahn als Testperson und einer Nass-Szene beim Kampftraining mit Sam Shepard als Alt-Revolverheld bleibt das Geschehen ostentativ jugendfrei. Doch selbst beim halbwitzigen Slapstick mit Pferd und Knarre sind die zwei korsettierten Heldinnen immer noch fotogener als John Wayne & Co. Das muss für einen launigen Kinoabend reichen.

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Birgit Roschy/AP

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