In der Kürze liegt oft die Würze - auch beim Film. Freunde der knappen Form des bewegten Bildes finden ihr Mekka mitten im Ruhrgebiet: Seit 1954 werden bei den »Internationalen Oberhausener Kurzfilmtagen« die besten Streifen verschiedenster Genres und Geschmacksrichtungen prämiert. Anfang Mai 2002 geht das Festival bereits in die 48. Runde.
Die Community darf abstimmen
Relativ neu ist dabei die Vergabe des »MuVi«, bei der das beste deutsche Musikvideo des Jahres gekürt wird. 1999 zum ersten Mal verliehen, hat sich der Festivalpreis als Schnittstelle zwischen Kurzfilmern und Musikschaffenden etabliert. Mit dem »MuVi-Publikumspreis Online« darf diesmal auch die Internet-Community ihren Liebling wählen: Per Streaming können bis zum 29. April alle nominierten Videos unter www.kurzfilmtage.de gesichtet und per Abstimmung bewertet werden.
Trend zu politischen Themen
Die zwölf Nominierungen beim diesjährigen MuVi-Wettbewerb zeigen einen deutlichen Trend weg vom rein ästhetischen Formenspiel hin zu politischen, aktuellen Themen. Wer sich gern durch VIVA oder MTV zappt, dürfte einige Bekannte wiedererkennen: So ist Jan Delays »Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt« ebenso ein MuVi-Aspirant wie »Pilot« von The Notwist oder »Flimmern« von den Goldenen Zitronen.
Sonderprogramme und Specials
Im Sonderprogramm widmen sich die »48. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen« diesmal dem aktuellen Thema »Katastrophe«. 16 Einzelprogramme untersuchen, welche Rolle Angst, Auslöschung und die Bedrohung von Lebensgrundlagen in der filmischen Darstellung spielen. Ein weiteres Special widmet sich John Maybury: Der Star des britischen Underground-Films zeigt eine umfassende Retrospektive seines Kurzfilmwerkes, das von Super-8-Arbeiten bis zu politischem Avantgarde-Kino reicht. Als Spezialist für Musikvideos und Special-Effect-Clips arbeitete Maybury für Künstler wie Marc Almond, Boy George oder Neneh Cherry.
Laufstall für die filmische Gehversuche
Die Oberhausener Kurzfilmtage haben sich im Verlauf von fast fünf Jahrzehnten zu einer der angesehensten Filmveranstaltungen der Welt entwickelt: Hier präsentierten Filmemacher und Künstler wie Martin Scorsese, George Lucas, David Lynch oder Werner Herzog ihre ersten filmischen Gehversuche. Der Andrang ist nach wie vor groß: In diesem Jahr musste aus über 4000 eingereichten Filmen ausgewählt werden, die besten 163 davon sind nun zum Wettbewerb zugelassen. Insgesamt werden Geldpreise in Gesamthöhe von 23.000 Euro vergeben.
Antje Scholz