Er galt als gesetzt: Bei der Oscarverleihung am Sonntag sollte der Schauspieler Chadwick Boseman posthum mit der Trophäe als Bester Hauptdarsteller geehrt werden, da waren sich viele Beobachter:innen sicher. Boseman war für den Film "Ma Rainey's Black Bottom" nominiert, es war sein letzter Auftritt. Der "Black Panther"-Star starb im August 2020 an Krebs. Doch es kam anders als gedacht.

Überraschend gewann Anthony Hopkins den Oscar für seine Rolle in "The Father". Das Problem: Offenbar hatten selbst die Produzenten der Show, darunter der Regisseur und Oscar-Preisträger Steven Soderbergh, nicht damit gerechnet. Zumindest würde das erklären, warum sie zum ersten Mal seit 50 Jahren die Reihenfolge der Verleihung austauschten und den Preis für den "Besten Film" - normalerweise der krönende Abschluss - noch vor den besten Hauptdarstellern und Hauptdarstellerinnen verliehen. Dieser Dramaturgie zufolge sollte offenbar Bosewicks Sieg und damit ein sehr emotionaler Moment, den Abend beenden. Viele Zuschauer:innen rechneten deshalb damit und blieben bis zum Schluss dran - nur, um dann enttäuscht zu werden. Denn die Rechnung ging nicht auf, niemand weiß sicher vorab, wer die Oscars bekommt.
Im Netz wird nun vor allem die Manipulation der Show-Produzenten und Produzentinnen kritisiert. "Das war definitiv nur, um die Quoten zu steigern. Ich bin drauf reingefallen und fühle mich benutzt", heißt es zum Beispiel. "Das war ein absolut lächerlicher Versuch, relevant zu bleiben, bei dem die Tragödie von Chadwick Bosemans Tod ausgenutzt wurde", kommentierte eine andere Twitter-Userin.
Die Ironie der Geschichte: Selbst Anthony Hopkins hatte offenbar nicht mit seinem Sieg gerechnet. Der Schauspieler war nicht mehr per Videocall aus Europa zugeschaltet, als Joaquin Phoenix überraschend seinen Namen sagte. Und so endete das Spektakel denkbar abrupt, ohne Dankesrede und mit einem schnellen Schnitt zu einer schwarzen Leinwand. Ein enttäuschendes Finale, wie zahlreiche Zuschauer:innen kommentierten.

Ziemlich sicher scheint, dass den Produzenten der Ärger erspart geblieben wäre, hätten sie sich an das gängige Skript gehalten. Denn dass Hopkins einen Oscar verdient hat, daran zweifelt niemand. Sein Sieg hatte sogar ebenfalls eine emotionale Komponente: mit 83 Jahren ist er der älteste Schauspieler, der jemals einen Oscar verliehen bekam. Schade, dass er das nun nicht live mitbkam.