REMAKE Alles Augenwischerei

Im Thriller »Vanilla Sky« träumt Tom Cruise von Penélope Cruz - ein Albtraum. Die Neuverfilmung des spanischen Originals erscheint sinnlos.

Manchmal muss man aufhören, begreifen zu wollen. Muss die Dinge einfach geschehen lassen und zusehen, wie sich die Grenze zwischen Fantasie und Realität auflöst. Es passiert zurzeit viel Merkwürdiges im Kino - man verliert komplett die Orientierung wie in David Lynchs Mystery-Thriller »Mulholland Drive« oder in »Memento«, wo sich der Held ohne Gedächtnis fragt, was richtig, was falsch, was überhaupt echt ist. Antworten gibt es kaum; dennoch ist es ein (manchmal verstörendes) Vergnügen, bei diesen Irrungen dabei zu sein - wie im Psychothriller »Open Your Eyes« von Alejandro Amenábar. Tom Cruise jedenfalls war so angetan von der Story, dass er sich gleich die Remake-Rechte sicherte.

»Vanilla Sky« heißt die US-Neuverfilmung, die nun neben dem Original ins Kino kommt und sich weitgehend an dieses hält. Cameron Crowe übernahm die Regie und Cruise die Hauptrolle des Schnösels David, der sich verliebt in die schöne Sofia (in beiden Filmen gespielt von Cruises Flamme Penélope Cruz). Davids Freundin Julie (Cameron Diaz) reagiert darauf so eifersüchtig, dass sie ihn in einen Autounfall verstrickt, den er mit entstelltem Gesicht überlebt. David verliert den Halt - und mit ihm der Zuschauer. Ist der Held ein Monster oder alles Maskerade? Träumt oder wacht er? Doch anders als beim Original möchte man das Rätsel gar nicht lösen. Sinnlos erscheint das bizarre Werk, das den Hollywood-Beau obendrein noch als Hässlichen zeigt. »Vanilla Sky« ist wie ein großzügig budgetierter Ego-Trip, bei dem man die Augen schließen möchte.

Bianca Lang

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