Die amerikanische Filmschauspielerin Tippi Hedren wurde weltberühmt durch ihre Rolle in "Die Vögel". Dabei hatte sie ursprünglich gar keine Schauspiel-Karriere geplant. Als Model verdiente sie gutes Geld. Im Oktober 1961 sah Alfred Hitchcock sie in einem Werbespot auf NBC und war augenblicklich angetan. Noch am selben Tag wies er seinen Agenten an, Kontakt aufzunehmen. Hitchcock hatte sich in den Kopf gesetzt, aus ihr eine Schauspielerin zu machen, und so unterschrieb sie einen exklusiven Siebenjahresvertrag. Die Gagen waren allerdings bescheiden. Im ersten Jahr bekam sie 500 Dollar pro Woche - weit weniger als sie vorher durchs Modeln verdient hatte.
Geboren wurde sie am 19. Januar 1930 in New Ulm, Minnesota, als Nathalie Kay Hedren. Seit ihrer Kindheit wird sie von ihrem Vater "Tippi" genannt, eine schwedische Verkleinerungsform. Alfred Hitchcock erhob jedoch Anspruch auf diesen Spitznamen und verfügte, dass ihr Name im Zusammenhang mit ihm und seinen Filmen grundsätzlich in einfachen Anführungszeichen erscheinen musste: 'Tippi' Hedren.
Hitchcock hatte sich in die blonde Schauspielerin vernarrt und war extrem besitzergreifend. Er ließ teure Garderobe für sie entwerfen - nicht nur für ihre Filmrollen, sondern auch für ihr Privatleben. Doch der Regisseur ging noch weiter: Während der Dreharbeiten zu "Die Vögel" bat der zwei Mitarbeiter, ihre Aktivitäten außerhalb des Drehorts zu überwachen. Immer stärker mischte er sich nun in ihr Privatleben ein. Bald begann er, Hedren vorzuschreiben, was sie in ihrer Freizeit anziehen sollte, welche Freunde sie zu treffen hatte.
Alfred Hitchcock quälte Tippi Hedren am Set
"Die Vögel" war ihr erster gemeinsamer Film. Doch die Dreharbeiten waren für Hedren qualvoll: In einer Szene gegen Ende des Films sollte sie in einen Raum gehen, der vollbesetzt war mit Vögeln. Man hatte Hedren versichert, es werde nur mit künstlichen Vögeln gedreht. Doch es kam anders: Zwei Männer in Schutzanzügen schleuderten lebendige Vögel in ihre Richtung. Diese Szene wurde eine ganze Woche lang gedreht. Immer wieder hackten Vögel nach ihr. Ein Vogel verfehlte ihr linkes Auge nur knapp und verpasste ihr eine tiefe Fleischwunde. Danach erlitt sie einen Nervenzusammenbruch und wurde eine Woche krank geschrieben.
Auch die Dreharbeiten zu "Marnie", ihrem zweiten Film mit Hitchcock, gestalteten sich als extrem unangenehm. Hedren lud nach Drehschluss immer Freunde und Teammitglieder ein, damit sie nicht mit Hitchcock alleine sein musste. Der Film enthält eine schockierende Szene: Hedren spielt die frigide Diebin Marnie. Ihr Vorgesetzter Mark Rutland (Sean Connery) erwischt sie beim Diebstahl, doch anstatt sie der Polizei zu übergeben, will Rutland die Hintergründe ihrer Krankheit herausfinden und zwingt sie zur Heirat. Als sie sich ihm auch nach der Trauung verweigert, vergewaltigt er sie auf der Hochzeitsreise - ein für die damalige Zeit ungeheurer Vorgang in einem Film.
Die Geschmacklosigkeit dieser Szene fand ihre Fortsetzung im wahren Leben: Als Hitchcock mit Hedren am Ende eines Drehtags allein in ihrem Wohnwagen war, machte er ihr einen offenen sexuellen Antrag - den sie ablehnte. Nach diesem Tag weigerte er sich für alle Zeiten, Tippi Hedren jemals wieder persönlich anzusprechen. Am Set übermittelte er Regieanweisungen nur noch über seine Assistentin.
Hitchcock verlor anschließend das Interesse an "Marnie" und brachte den Film lustlos zu Ende - auch ein Grund dafür, dass er bei den Kritikern durchfiel. Damit war auch Hedrens Zusammenarbeit mit Hitchcock beendet. Die beiden drehten nie wieder einen Film zusammen.
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