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Frank Schätzing "Die Tyrannei des Schmetterlings" Echte künstliche Intelligenz ist die letzte Erfindung des Menschen

Frank Schätzing: Im neuem Thriller bedrohen Computer die Menschheit
Was wäre, wenn: Frank Schätzing, 60, entwirft gern Untergangsszenarien
© Henning Kaiser/DPA
Der IT-Konzern Nordvisk arbeitet mit seinem gewaltigen Quantencomputer an Verbesserungen für die Menschen. Bis die Maschine darauf kommt, was dem Planten wirklich retten könnte...

Worum geht es?

Luther Opoku ist Under-Sheriff im verschlafenen County Sierra im US-Bundesstaat Kalifornien. Vor seinem Rückzug in die Provinz war er einer der Top-Drogenfahnder des Staates. Seiner Familie zuliebe gab er die Karriere auf. Ständig in Todesgefahr, dazu eine Arbeitswoche von weit über 70 Stunden. Seine Frau und seine Tochter lebten ihr Leben in Angst um ihn, doch in erster Linie fast ohne ihn. Der ruhige Posten in den kalifornischen Bergen sollte die Ehe retten. Seither schlägt sich Opoku nicht mit schwerbewaffneten mexikanischen Drogenkartellen herum, sondern mit nächtlichen Ruhestörungen, entlaufenden Haustieren und der gesamten Palette dörflicher Kleindelikte.

Jedenfalls bis zu dem Tag, als Wanderer in einer Schlucht eine Frauenleiche entdecken. Offenkundig ermordet. Seine Ermittlungen führen den Under-Sheriff geradewegs zu Nordvisk, dem weltweit beherrschenden Konzern für Künstliche Intelligenz. Nordvisk betreibt die ultimative Künstliche Intelligenz, den A.R.E.S. Quantencomputer. Die Maschine kann jedoch weit mehr, als nur verdammt schnell rechnen und sie verfolgt eigene Pläne, wie Opoku bald am eigenen Leibe erfahren muss. Nach dem Besuch einer Testanlage bei Nordvisk findet er sich in einer alternativen Realität wieder – und wird von den Sicherheitskräften des IT-Konzerns gejagt. Opoku wird klar, dass unter seinem beschaulichen County in einem gigantischen Testlabor am Weltuntergang gearbeitet wird, genauer: an der Wiederherstellung einer Welt, wie sie nach den Vorstellungen von A.R.E.S sein sollte.

Den Thriller "Die Tyrannei des Schmetterlings" von Frank Schätzing gibt es in ungekürzter Lesung bei Audible zum Download.
Den Thriller "Die Tyrannei des Schmetterlings" von Frank Schätzing gibt es in ungekürzter Lesung bei Audible zum Download.
© Hörverlag

Wer spricht?

Sascha Rotermund rettet die Hörbuchfassung von "Die Tyrannei des Schmetterlings". Der 44-Jährige liest sich 23 Stunden lang souverän durch die 736 Seiten des in weiten Teilen von emotionalen Bandwurmsätzen durchzogenen Romans.

Warum lohnt sich das Hörbuch?

"Die Tyrannei des Schmetterlings" verwebt Krimi, Wissenschaftsthriller und Actionkracher. Autor Frank Schätzing fegte so ziemlich alles zum Thema Künstliche Intelligenz zusammen: Nanotechnik, ferngesteuerte Insekten, Quantencomputing, Genom-Editing, Datenverdichtung, Schwarmintelligenz. Vieles im Roman existiert tatsächlich bereits heute oder als Planungen in den Entwicklungslaboren. Die dem Menschen überlegene Künstliche Intelligenz wird kommen, ist Schätzing überzeugt. Sie werde alles radikal verändern. Auch den Blick auf die Religion. Gott sei ein Algorithmus der Voraufklärung, lässt Schätzung einen der Protagonisten sagen. Nimmt man Mathematik als universelle Sprache der Schöpfung, stimmt dieses Bild sogar. Gott als kreativer Rechner in Konkurrenz zum Computer. Wer gleichermaßen Freude an Philosophie und IT hat und sich zugleich an handfester Action nicht stört, wird von Schätzings neustem Werk ausgezeichnet unterhalten.

Was stört?

Stephen King ist ein Meister darin, TC Boyle ohnehin: Das Ausbreiten einer einzigen Alltagshandlung, einer einzigen Szene auf viele Buchseiten. Frank Schätzing steht den beiden großen Namen im Umfang in nichts nach, doch irgendwie will es nicht zusammenpassen: die blumigen, ellenlangen Sätze, die Wissenschaft, der Krimi und die Action. Als hätte Schätzing sprachlich das falsche Werkzeug gewählt.

Vielleicht liegt es aber auch an der Erwartungshaltung des Hörers. Wer einen Wissenschaftsthriller mit Action vor Augen hat, erträgt eher schwer die Kost von Spaghettisätzen in einer überreichen Soße aus fetten Adjektiven – nur um im Bild zu bleiben. Und Schätzing tischt dem Leser davon reichlich auf. Gut, wenn es hilft, Situationen besser zu verstehen, Figuren aufzubauen, ihre Handlungen einzubetten. Leider ist das zu selten der Fall. Viele literarische Abfahrten vom Haupterzählstrang führen ins Nirgendwo. Laufend ausgebremst verliert der spannende Plot viel Dynamik. Wenn im späteren Handlungsverlauf noch Zeitsprünge hinzukommen, heißt es Ohren auf und im Zweifel mitschreiben, damit man als Hörer nicht verloren geht.

lue / henlue

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