Darum geht es
Wie wird der Wert einer Sache gemessen? Wie entstehen Preise? Was ist produktive Arbeit und was nicht? Wie wird definiert was Wohlstand ist und was Reichtum? Die Ökonomin Mariana Mazzucato hat über diese scheinbar banalen Fragen ein Buch geschrieben. Einfältig, so sagt sie, seien diese Fragen nicht, im Gegenteil. Sie zielten genau auf die wunden Punkte des heutigen globalen Kapitalismus. Ohne die Geschichte des Wertes zu kennen, können man nicht über ihn diskutieren und zu einem System gelangen, das Werte möglicherweise gerechter verteilen kann. In mehreren Schritten seziert die Professorin für Innovationsökonomie an der Universität von Sussex das System der Wertberechnung von den Preisen für Arbeit bis hin zur Kalkulation des Bruttoinlandsproduktes. Über die Jahrhunderte hinweg folgt sie dabei den Theorien der großen Wirtschaftsgelehrten.

Was von Wert ist und was nicht, so ihre Erkenntnis aus der Zeitreise, hängt maßgeblich von der mathematischen Betrachtung ab. Wer über die Zahlen die Deutungshoheit habe, bestimme letztendlich auch das Wertesystem von Gesellschaften. Zwei Entwicklungen der vergangenen Jahre stören die Amerikanerin dabei besonders: die Umdeutung der Investment- und Bankenbranche als Wertschöpfer bei gleichzeitiger Degradierung des Staates und der Gesellschaft zu reinen Wertabschöpfern. Daraus resultiere ein System, dass eine Elite zu Lasten der Mehrheit reich mache.
Wer hat‘s geschrieben?
Die Ökonomin und vierfache Mutter Mariana Mazzucato lehrt Innovationsökonomie an der Universität von Sussex. Die gebürtige Italienerin wuchs in den USA auf und lebt seit 20 Jahren wieder in Europa. Die Frage nach Gerechtigkeit und die Rolle des Staates in der Wirtschaft beschäftigt sie schon länger. Vor ihrem aktuellen Buch schrieb sie „Das Kapital des Staates: Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum“. Mazzucato plädiert für einen gerechteren Kapitalismus, der unter anderem auch gesellschaftliche "Softskills" wie Pflege von Angehörigen, das Aufziehen von Kindern und soziale Arbeit als volkswirtschaftliche Wert anerkennt.
Für wen geeignet?
Das Buch ist keine leichte Kost und sicher kein Versuch, Erwachsenen Wirtschaft so zu erklären, als wären sie fünf Jahre alt. Doch wer sich schon immer gefragt hat, warum die Verteilung von Wohlstand immer mehr in Schieflage gerät, die bürgerliche Mittelschicht wegschmilzt und gleichzeitig die Reichen immer reicher werden, findet in dem Buch von Mariana Mazzucato Antworten und viele Denkanstöße.
Zwölf Hörbücher, die einen sofort schlauer machen

Warum fliegt ein Flugzeug? Wie kann Radioaktivität unser Erbgut verändern? Was sind Bitcoins? Warum träumen wir? "Erlkär's mir, als wäre ich 5" richtet sich eigentlich nicht an Kinder, sondern ebenso an Erwachsene, die schwierige Fragen, einfach erklärt haben möchten. Die Sendung mit der Maus für die Ohren sozusagen.
Wer liest?
Das Buch einer bekannten Wirtschaftswissenschaftlerin von einem Mann lesen zu lassen irritiert. Sebastian Pappenberger macht seine Sache gut, doch es hat den Beigeschmack, als glaubte der Verlag, ein Mann strahle bei der Materie eine größere Seriosität aus. Es hätte sicherlich genug passende weibliche Stimmen gegeben.
Was stört?
Ein Mann als Sprecher.