Jack Kerouac gehört zu den wichtigsten Vertretern der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Roman "On the Road" (Unterwegs) wurde er über Nacht berühmt, sein Buch zur Bibel einer Generation und er zum "König der Beatniks" ausgerufen. Mit seinem Werk und seiner Art zu Leben inspirierte Kerouac Millionen – doch er selbst sollte an seinem Traum zugrunde gehen.
Es war eine Kritik in "The Times", die dafür sorgte, dass sich Kerouac von heute auf morgen im Rampenlicht wiederfand. Das Buch, stand dort zu lesen, sei für Kerouacs Generation ähnlich bedeutend wie Hemingways "The Sun Also Rises" (auch als "Fiesta" bekannt) für dessen. In einem TV-Interview wurde er damals gefragt, wie lange er an "On the Road" geschrieben habe. Kerouac, beinahe schüchtern, murmelte: "Drei Wochen". Er erzählte, dass er das Buch in einem Rutsch auf eine Rolle Fernschreiberpapier getippt habe. Der Moderator scherzte, das Publikum johlte.
Kerouac faszinierte und provozierte gleichermaßen. Doch dass das Buch nicht das Resultat einer Laune war, sondern das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit, das blieb in dem Interview unerwähnt. Kerouac wurde zum Herumtreiber mit Schreibtalent stilisiert, dabei war er mitnichten zufällig Schriftsteller geworden.
Chronist einer Generation
Geboren als Jean-Louis Lebris de Kérouac in eine triste Welt, in der Muskelkraft mehr zählte als Intellekt und in der man verhöhnt wurde, wenn man umgeben von den Fabriken einer Kleinstadt in Massachusetts davon sprach, später einmal sein Geld mit dem Schreiben verdienen zu wollen, setzte er schon früh alles daran, genau das einmal zu tun. Der zarte Junge wurde Footballer, ein exzellenter Footballer, bekam ein Stipendium, schaffte es aus der Armut an die renommierte Columbia University in New York.
Dort, Anfang der 40er-Jahre, traf Kerouac William S. Burroughs ("Naked Lunch") und Allen Ginsberg ("Howl"). Gemeinsam bildeten sie die Keimzelle der Beat-Generation. Sie lasen, schrieben und diskutierten, legten das Fundament für ihre späteren Karrieren. Die Beatniks, sie gelten als die ersten Popliteraten. Damals aber waren sie noch niemand in der literarischen Welt und das sollte viele Jahre so bleiben.
1950 debütierte Kerouac mit "The Town and the City", aber es war kein Roman für einen großen Durchbruch. Ein Jahr später schrieb er "On The Road". Es hagelte Absagen von den Verlagen. Kerouac schrieb weiter, unermüdlich. Finanzierte sich mit harten, schlecht bezahlten Jobs, und schrieb und schrieb und schrieb. 1957 wurde "On The Road" endlich gedruckt. Die Veröffentlichung sollte zum Höhepunkt seiner Karriere werden. Doch mit dem Ruhm begann der Untergang."
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Jack Kerouac, Rebell wider Willen
Denn obschon der Roman zum Bestseller wurde, nahm ihm der elitäre Literaturbetrieb als Schriftsteller nicht ernst. Er wurde von der Kritik verhöhnt und verrissen. Truman Capote ließ sich einst zu dem Urteil hinreißen: "Das ist nicht Schreiben, das ist Tippen." Diese neue, rast- und atemlose, vom Beat des Jazz inspirierte Art zu schreiben, wurde als Dilettantismus abgetan, die Kunst abgesprochen.
Schon früh hatte man Kerouac einen Stempel aufgedrückt, der nie richtig passte. Ein Rebell sollte er sein, ein Outlaw. Tatsächlich aber war er in weiten Teilen konservativ, zutiefst katholisch, diszipliniert in seinem Tun. Zu Lebzeiten sollte er nie die Anerkennung bekommen, die er suchte. Mit den Jahren nahm er sich zunehmend aus der Welt heraus, trank und trank und trank, lebte das zurückgezogene Leben eines Eremiten.
Er soll einmal gesagt haben: "Ich bin ein Katholik, so kann ich nicht Selbstmord begehen. Aber ich plane, betrunken zu Tode zu kommen." Ein Ziel, dass er tatsächlich mit Konsequenz verfolgte. Er verstarb 1969.