Die weißgoldene Kutsche von Cinderella ist umgekippt, die Prinzessin ist tot. Auf einem kleinen Teich treiben zwei überfüllte Flüchtlingsboote. Und ein Killerwal soll durch den Reifen springen, direkt aus der Kloschüssel in ein Planschbecken hinein. Diese und ähnlich triste Motive sind vor kurzem in das ehemalige Freizeitbad "Tropicana" im englischen Badeort Weston-super-Mare eingezogen. Eine Freizeitpark-Dystopie, erschaffen vom Künstler Banksy.
Wochenlang hatten Bewohner und Presse gerätselt: Was entsteht da auf dem Gelände des alten Schwimmbads? Man sah eine Skulptur aus aufgetürmten Trucks in den Himmel ragen und die Spitze eines Schlosses. Ein Filmset? Doch dann gab es erste Gerüchte: Banksy ist am Werk - und wie. Ab dem 22. August lädt er ein in sein "Dismaland", einen Ort, den Banksy als "Familien-Themenpark, ungeeignet für Kinder" beschreibt.
Als Kind habe er das Schwimmbad geliebt, erzählte er der BBC, "diese Türen wieder zu öffnen ist eine große Ehre." Als er an einem Januartag durch eine Lücke im Zaun des maroden Freizeitbades sah, habe ihn das angeregt, etwas mit der Anlage zu machen, die "beliebt war bei Urlaubern mit niedrigem Einkommen."
Jetzt ist ein surreales Terrain entstanden, das seine Besucher daran erinnern soll, was außerhalb der schützenden Wände dieses Geländes vor sich geht. Ob Flüchtlingskatastrophen, Massentierhaltung, Pietätlosigkeit oder Tierquälerei. Themen, subversiv angeprangert, wie man es von Banksy kennt. 60 weitere Künstler aus 17 Ländern werden Werke ausstellen, unter anderem von Damien Hirst. Die verräterische Statue aus Trucks, der "Big Rig Jig" von Michael Ross zum Beispiel, wurde 2007 beim Festival "Burning Man" zu sehen war, das jährlich in der Wüste Nevadas abgehalten wird.
"Es ist ein Themenpark, dessen großes Thema ist: Themenparks sollten größere Themen haben", erklärte Banksy der BBC. Und forderte die Zuschauer auf, mit der Kunst zu interagieren. "Eine tote Prinzessin ist erst komplett, wenn sie von einer gaffenden Menge umzingelt wird, die Kameras gezückt hält." Oder wenn man sich mit einem Killerwal fotografieren kann, der aus einer Toilette springt.
"Dismalaland", das "dismal" steht für trostlos.
Oder wie Schilder auf dem Gelände erklären: "Es ist keine Kunst, es sei denn es hat das Potenzial, ein Desaster zu sein." Willkommen zurück, Banksy.
"Dismaland" ist vom 22. August bis 27. September täglich geöffnet. Der Eintritt kostet 3 Pfund.
