Die russische Ballettlegende Maja Plissezkaja gehörte zu den herausragendsten Tänzerinnen der letzten 100 Jahre. Am 2. Mai ist die weltberühmte russische Ballerina überraschend verstorben. Sie wurde 89 Jahre alt. Plissezkaja galt als eine der bedeutendsten Ballerinen des 20. Jahrhunderts und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Das Bolschoi verlieh außer ihr nur einer anderen Tänzerin den Titel "Primaballerina assoluta". Ihre letzte Vorstellung gab sie 1996 im Alter von 71 Jahren. Mit Plissezkajas Tod geht eine Ballett-Ära zu Ende.
Wie das Moskauer Bolschoi-Theater am Samstag mitteilte, starb sie in München an einem Herzinfarkt. Bolschoi-Direktor Wladimir Urin sagte der russischen Nachrichtenagentur Tass, er sei von Plissezkajas Ehemann Komponist Rodion Schtschedrin über den Tod seiner Frau informiert worden. "Die Ärzte haben alles versucht, aber sie konnten nichts mehr für sie tun."
Der sterbende Schwan war Plissezkajas Glanzrolle. Wie kaum eine andere Ballerina prägte sie diese Partie. Auf dieser legendären Aufnahme ist sie 50 Jahre alt.
Im Jahr 1967 kreierte der kubanische Choreograph Alberto Alonso für sie das Ballett "Carmen". Der ranzösische Starchoreograph Maurice Béjart widmete ihr das Ballett "Ave Maja", das sie im Jahr 2005 bei einer Gala zu ihrem 80. Geburtstag im Kreml tanzte. Auch in den klassischen Rollen von Schwanenekönigin Odette, Aschenputtel oder Giselle begeisterte sie ihr Publikum. Als Choreographin inszenierte sie unter anderem "Anna Karenina" nach Tolstoi und "Die Möve" nach Tschechow.
Diva und Rebell
Die am 20. November 1925 in Moskau geborene Plissezkaja stammte aus einer russisch-jüdischen Familie. Ihr Vater viel 1938 dem Terror unter dem Sowjetdiktator Josef Stalin zum Opfer. Erst Jahrzehnte später wurde sein Tod bestätigt. Ihre Mutter, eine Filmschauspielerin, wurde als Frau eines "Volksfeinds" nach Kasachstan deportiert. Plissezkaja wuchs bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf, einer Tänzerin und einem Ballettlehrer. Im Jahr 1943 wurde sie in das Bolschoi-Ensemble aufgenommen.
Die willensstarke Tänzerin forderte mehrfach die Sowjetbürokratie heraus. Sie tanzte und nahm in das Repertoire des Bolschoi Choreografien auf, die Kulturfunktionäre nicht goutierten.
Nun soll Plissezkaja in Russland beigesetzt werden. Präsident Wladimir Putin sprach ihrer Familie sein Beileid aus. Der ehemalige russische Kulturminister Michail Schwydkoi würdigte Plissezkaja als eine Tänzerin, die "in der russischen Tradition verwurzelt war, aber immer versuchte, neue Horizonte zu erkunden". Frankreichs Kulturministerin Fleur Pellerin bezeichnete Plissezkaja als "Diva des Tanzes, die ihr gesamtes Leben dem Ballett gewidmet hat".