Es war gut gemeint, doch es geriet völlig außer Kontrolle: Weil das Jesus-Bild "Ecce Homo" aus einer Kirche im spanischen Dorf Borja allmählich seinen Glanz verlor, aber kein Geld für eine aufwendige Restaurierung vorhanden war, griff eine alte Dame aus dem Ort einfach selbst zum Pinsel. "In guter Absicht", wie die Kulturbeauftragte des Kirchenrats später sagte, aber "ohne um Erlaubnis zu fragen". Das Resultat ist allerdings wenig überzeugend: Der neue Jesus erinnert eher an einen Monchhichi, jene kleine Affenfigur, die in den Achtzigern deutsche Kinderzimmer bevölkerte. Böse Stimmen vergleichen das jüngste Abbild des Sohn Gottes gar mit Mecki, dem Igel, dem Maskottchen einer deutschen Fernsehzeitschrift.
Die Welt lacht über die unbekannte Künstlerin
Eigentlich waren nur die Farben verblasst und das purpurne Gewand ein wenig abgeblättert. Kein Wunder, das Bild des spanischen Künstlers Elías García Martínez stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert. Ein professioneller Restaurator hätte es vermutlich in wenigen Tagen retten können.
Doch warum nur ausbessern, wenn man es gleich völlig neu - und womöglich besser - malen kann? Das zweite Bild zeigt, wie die alte Dame, bevor sie den Affen-Jesus schuf, bereits große Teile des Gemäldes entfernt hat. Wie genau sich die rüstige Rentnerin an dem Bild zu schaffen machte, ist noch unklar. Als sie aber bemerkte, dass das Unterfangen eine Nummer zu groß für sie war und völlig außer Kontrolle geriet, meldete sie sich bei der örtlichen Kulturbehörde in Nordspanien. Auch sie musste erkennen, dass die Ähnlichkeit zum Original nicht mehr besonders groß war.
Nun lacht die Welt über die Hobby-Künstlerin aus der Nähe von Saragossa: Das Gesicht von Jesus wirkt einfältig, die breiten Pinselstriche verdecken jede feine Kontur der Kleidung, große rote und braune Schichten verdecken wichtige Details wie die Dornenkrone auf dem Jesus-Kopf. Der Schatten auf dem Hals wirkt wie ein riesiger, flauschiger Bart.
Der Jesus von Borja
Das Bild sei laut der örtlichen Behörde "schwer beschädigt", inzwischen wurden bereits Experten mit der Rettung des Kunstwerks beauftragt. Die treffen sich voraussichtlich in der nächsten Woche mit der alten Dame, um nachvollziehen zu können, welche Materialien und Farben sie verwendet hat. Finanziert wird der Rettungsversuch mit einer Spende der Enkelin des spanischen Künstlers.
Ob das Bild wieder in den Urzustand gebracht werden kann, bleibt aber fraglich. "Wenn wir es nicht retten können, werden wir es möglicherweise mit einem Foto des ursprünglichen Bilds überkleben", sagte das zuständige Stadtratsmitglied Juan Maria Ojeda gegenüber dem britischen Nachrichtensender BBC. Die Spanier nehmen es aber mit Humor: Obwohl das Bild für die Gemeinde einen sehr hohen ideellen Wert hat, gibt es bereits zahlreiche Parodien auf den Jesus von Borja. Auch diverse Facebook-Gruppen erfreuen sich am Pfusch der alten Dame. Mehr Aufmerksamkeit hat das Jesus-Bild aus der 5000-Einwohner-Gemeinde wohl nie erfahren.