An der Seite von Michael Douglas spielten Sie 1989 in dem Film „Der Rosenkrieg“. Sie hatten damals die Chance auf eine Hollywoodkarriere, blieben aber lieber in Deutschland. Was ist so schlimm an Hollywood?

Marianne Sägebrecht
1945 in Starnberg geboren, lernte sie medizinisch-technische Assistentin und führte eine Künstlerkneipe, ehe ihr 1985 durch „Zuckerbaby“ der Durchbruch als Schauspielerin gelang. International bekannt wurde sie durch „Out of Rosenheim“ unter der Regie von Percy Adlon. Danach spielte sie neben Michael Douglas in „Rosenkrieg“, später unter anderem auch mit John Malkovich und Gérard Depardieu. Sie hat eine Tochter und ein erwachsenes Enkelkind und lebt im oberbayerischen Schäftlarn.
Nichts! Es war fantastisch, in Hollywood zu drehen. Nach dem Erfolg vom "Rosenkrieg“ wurde mir ein Fünfjahresvertrag angeboten. Ich lehnte aber ab. Ich wollte meine geliebte Mutter und meine Tochter nicht allein lassen, meine Enkelin aufwachsen sehen. Hier in Deutschland hatte ich ein tolles Filmprojekt. In Hollywood bekommen wir Deutschen doch meist nur Nazirollen angeboten. Eine Nazibraut würde ich niemals spielen!
Wie viel hatte man Ihnen angeboten?
Ich habe nicht nachgefragt, hat mich nicht interessiert. Die Filmbosse schmeißen aber nicht gleich mit Millionen um sich. Für den "Rosenkrieg“ bekam ich 50 000 Dollar. Das mag sich viel anhören für eine Nebenrolle, muss aber ja noch versteuert werden.
Michael Douglas war damals ein Frauenschwarm. Nie schwach geworden?
Nein! (lacht) Als wir uns kennenlernten, erzählte er mir gleich, dass er sexsüchtig ist. Ich antwortete, dass das in Ordnung ist, wenn er damit klarkommt. Er fand es toll, dass ich ihm keine moralische Standpauke hielt. Daraus ist eine verrückte Freundschaft entstanden. Kommendes Jahr besuche ich ihn in Kalifornien.
Haben Sie es je bereut, nicht nach Hollywood gegangen zu sein?
Nein. Ich bin glücklich, dass ich meine eigene Schiene gefahren bin. Ich halte heute viele Lesungen, trete bald im Theaterstück "Brandner Kaspar“ im Münchner Brunnenhof der Residenz auf und spiele im dritten Teil von "Pettersson und Findus“ wieder die wunderbare Beda Andersson. Das erfüllt mich. Ich bin bescheiden, lebe in einem kleinen Hexenhaus auf dem Land. Ich liebe es, gut zu kochen, lade gern Freunde zum Essen ein. Das ist mir wichtig.
Welche Themen bewegen Sie sonst noch?
Versöhnung und Vergebung. Ich versuche immer, Streitigkeiten im Freundeskreis zu schlichten. Nach einer hässlichen Scheidung war ein befreundetes Paar beispielsweise über Jahre verfeindet. Auf dem Sterbebett wollte er ihr noch einen bösen Brief schreiben. Ich habe ihn auf Knien angefleht, es nicht zu tun: Sonst findet deine Seele keinen Frieden! Später kam die Exfrau sogar zur Beerdigung. Der Brief war so versöhnlich ausgefallen, dass sie ihm die letzte Ehre erweisen wollte. Etwas, das mir auch viel bedeutet: Ein verarmter Künstlerfreund hätte vom Staat nur ein anonymes Begräbnis bekommen. Schrecklich! Ich habe alle Freunde zusammengetrommelt und eine Urnennische organisiert.
Sie strahlen eine große Zufriedenheit aus – etwas, wonach sich viele Menschen sehnen. Ihr Rezept?
Sicherlich liegt es auch an meiner Lebenseinstellung. Ich bin von großer Dankbarkeit erfüllt, lebe ganz bewusst im Hier und Jetzt. Die letzten zehn Jahre waren für mich eine Zeit der inneren Einkehr. Jetzt spüre ich, dass bald eine neue Lebensphase anbricht. Der letzte Zyklus beginnt: Zeit für den Aufbruch.
Was planen Sie?
Im März 2018 fliege ich nach Suriname in Südamerika. Dort leben Menschen unterschiedlichster Religionen friedlich zusammen, tolerieren und respektieren sich gegenseitig. Meine Wunschvorstellung des Zusammenlebens. Schon als Kind habe ich gespürt, dass es mich dorthin zieht. Es wird eine Reise in mein Seelenland.