Die Comic- Helden der heutigen Teens sind feenhafte Mädchen mit Riesenaugen und japanischen Namen. Ob »Megumi«, »Miaka« oder »Momoko« - die fantastischen Schicksale der pubertierenden Mädchen-Figuren haben den deutschen Comic-Verlagen einen regelrechten Boom beschert. Erstmals seit der Mickey-Mouse-Welle der 60er Jahre greifen deutsche Jugendliche nach Verlags-Angaben wieder massenhaft zu Comics.
Geschürt von den täglich ausgestrahlten japanischen Comic-Serien im Privatfernsehen finden inzwischen die gedruckten Ausgaben der so genannten Manga-Comics reißenden Absatz. Allein die Berliner Egmont Manga & Anime Europe GmbH, ein Ableger des renommierten Comic-Verlags Ehapa (»Asterix«), bringt in diesem Jahr 140 Manga- Bände auf den Markt. Manga-Marktführer Carlsen Comics (»Tim und Struppi«) in Hamburg bedient den Markt sogar mit 180 Ausgaben. Die Basis-Auflagen liegen dabei nach Angaben von Egmont-Manga-Verlagschef Georg Tempel bei 10.000 bis 15.000. Manche Ausgaben erreichen Auflage von 60.000 bis 100.000.
Der Wiener Szene-Kenner Harlad Havas sieht in dem Manga-Boom freilich mehr als nur eine kurzlebige Mode. Für ihn ist der Erfolg der japanischen Bildergeschichten zugleich ein weiterer Schritt zur Salon-Fähigkeit von Comics. All zu sehr waren sie nach seiner Einschätzung in den letzten Jahrzehnten zu Objekten eines kleinen Kreises von von Sammlern und Liebhabern geworden. »Mangas sind die Chance für eine gesunde Comic-Struktur, in der es endlich auch wieder ein Angebot für Jugendliche gibt«, urteilt er.
Für den Erfolg der in Buchform angebotenen japanischen Bildergeschichten sieht Havas folgende Gründe: »Mangas bieten das, was Jugendliche wollen: fantastische Abenteuer mit Charakter und Herz«. Für Egmont-Manga-Verlags-Chef Tempel kommt das Bedürfnis der Jugendlichen hinzu, sich auch bei ihrer Lektüre von den Erwachsenen unterscheiden zu wollen. Und das leisten Mangas allein durch ihre Aufmachung: Sie werden - wie ihre japanischen Originale - von hinten nach vorne gelesen. Carlsen Comics-Sprecherin erklärt sich den Erfolg der Mangas vor allem mit ihrer Dramaturgie: »Das ist ein ganz anderes Erzähltempo, mit vielen schnellen Einzelbildern. Das läuft für den schnellen Leser wie ein Film ab.«