Seine Entlassung aus den US-Streitkräften hat der legendäre Rock-Gitarrist Jimi Hendrix in der Öffentlichkeit immer damit begründet, dass er sich bei einem Fallschirmsprung den Knöchel gebrochen hatte. Tatsächlich geht aus den Aufzeichnungen eines Militärarztes in Fort Campbell aus dem Frühjahr 1962 hervor, dass Hendrix erklärt habe, sich in einen Kameraden verliebt zu haben und dass er süchtig nach Selbstbefriedigung sei. Hauptmann John Halbert empfahl deshalb die Entlassung aus dem Militärdienst wegen "homosexueller Tendenzen".
Das hat der Autor Charles Cross bei seinen Recherchen für seine Hendrix-Biografie "A Room Of Mirrors" herausgefunden, die zum 35. Todestag des Gitarristen am 18. September in den USA veröffentlicht werden soll. Cross hatte schon mit einer anderen Rock-Biografie, "Heavier Than Heaven" über Kurt Cobain, einen Bestseller-Erfolg. Für die neue hat er vier Jahre recherchiert, wobei er auch Einsicht in Hendrix' Tagebücher und Briefe erhielt. Die Militärdokumente erhielt er von einem Sammler, dessen Namen er nicht nennen will. Hendrix Vorgehen erinnert an Arlo Guthries 1966 erschienenen Folksong "Alice's Restaurant", der quasi zu einer Anleitung für Kriegsdienstverweigerer wurde in Zeiten des Vietnamkriegs wurde.
Erfolg in London
Der Ausstieg aus dem Militär machte Hendrix frei für seine Musik; er entwickelte einen eigenen Stil auf der Gitarre, der ihm aber in den USA zunächst wegen seiner Hautfarbe nicht zum Durchbruch verhalf. Erst in London, das er 1966 im Sturm eroberte, ging sein Stern auf: Hendrix beeindruckte die gesamte britische Szene von Eric Clapton über Jeff Beck bis zu den Beatles. Er blieb ein Jahr in der britischen Hauptstadt und nahm dort auch sein erstes Album auf.
Als er 1967 zum Monterey-Festival in einem Hotel wohnte, wurde er von einer Frau für einen Hotelboy gehalten - wie Cross schreibt, eine harsche Erinnerung an seine Herkunft. Hendrix sei es unangenehm gewesen, einer der ersten schwarzen Musikstars zu sein, der ein weißes Publikum begeisterte. Das legendäre Apollo-Theatre in Harlem habe nach seinem Woodstock-Auftritt ein Engagement abgelehnt gehabt, weil es befürchtete, es könnten zu viele weiße Fans kommen.
Verhältnis mit Brigitte Bardot
Hendrix' zahllose Affären mit Frauen zeigten, dass er die homosexuellen Tendenzen nur vorgetäuscht habe. Nach einer Zufallsbegegnung auf dem Pariser Flughafen habe er auch ein Verhältnis mit Brigitte Bardot gehabt, schreibt Cross. Woher er das wisse, sagt er nicht und erklärt lediglich, dass der ehemalige Filmstar auf seine Anfragen nicht reagiert habe.
Insgesamt handle sein Buch mehr vom komplexen Leben des genialen Gitarristen und seine Psyche als von seiner Musik. "Es geht nicht darum, was ich über Jimis B-Seiten wisse; es handelt davon, was ich vom emotionalen Bogen seines Lebens weiß", sagte Cross in einem Interview. "Room Full Of Mirrors" ist nach einem unveröffentlichten Hendrix-Stück benannt. Hendrix wurde - wie Cobain - 27 Jahre alt.