E-Mail von Till Der Bayreuther Griff ins Mode-Klo

Ob Angies Schweißflecken, Muschis Halskrause oder Thea Gottschalks Piratenlook - auf den Wagner Festspielen in Bayreuth gibt es immer was zu Gucken. Ach ja, und Musik soll's da wohl auch geben.

Leute, mal ganz ehrlich! Ich bin kein Freund von Witzen über Angela Merkels Aussehen, weil ich der Ansicht bin, dass billige Lacher auf Kosten unvorteilhafter Frisur und Kleidung an selbiger nichts ändern werden. So kriegen wir Angies Mundwinkel auch nicht wieder nach oben! Aber dieser fliederfarbene, sackartige, hastig auf Kleid und Jacke umgetackerte Hippieschlafsack aus Reinhold Messners tibetanischem Basislager von 1978, den unsere Kanzlerin in Bayreuth bei den Wagner Festspielen aufgetragen hat, war mal wieder ein totaler Griff ins Mode-Klo. Immerhin, der fette Schweißfleck, den sie letztes Jahr beim Winken noch so unvorteilhaft unter ihren Armen präsentiert hat, war dieses Jahr schon trocken.

Gesichtsgebügelte Piratenkopie von Keith Richards

Aber wenn wir hier schon über schlechten Geschmack lästern, dürfen wir auf keinen Fall Frau Gottschalk unerwähnt lassen. Sie sah auf dem Grünen Hügel aus wie... ja, wie... wie eine gesichtsgebügelte Piratenkopie von Keith Richards in "Fluch der Karibik 3"! Sollte Thommy mal als Wachsfigur zu Madame Tussaud kommen, kann sich seine Thea einfach lebend daneben stellen, es würde keinem auffallen, dass ihre Gesichtsmaske nicht aus Wachs wäre. Und Stoibers "Muschi" (ich kann nichts dafür, dass ein erwachsener Mann seine Frau so nennt!) trug keinen modischen Schal, wie ich erst dachte, sondern eine profane Halskrause. Wahrscheinlich hat Edmund wieder eine Blume hingerichtet, seiner Muschi gesagt, was sie dafür neu pflanzen soll und "dann macht sie es, beziehungsweise mit dem Gärtner zusammen, in ... äh ... zehn Minuten" (Zitat Stoiber)! Das geht natürlich auf die Bandscheibe.

E-Mail von Till

Till Hoheneder (früher Mitglied des Duos "Till & Obel") ist rotzfrech, charmant, gnadenlos geradeaus, immer cremig. Seine Karriere begann Hoheneder (41) als Musiker. Mit der Rockgruppe "Till & Die Altobellis" absolviert er regelmäßig Auftritte mit Comedy-Einlagen. Im Sommer 2007 begleitet die Band Atze Schröder auf seiner "Atze im Wunderland"-Open-Air-Tour. Derzeit ist der Comedian und Autor mit seinem neuen Solo-Programm "Herrencreme" auf Tournee. Termine gibt es unter www.tillhoheneder.de

Sonst was? Ach ja, die Festspiele! In Zeiten, in denen der Normalbürger mit moralgeschwängerten Benefiz-Konzerten gequält wird - wie "Deine Stimme gegen Armut", "Live Aid reloaded" und "Live Earth" -, sind die Wagner Festspiele wohltuend spießig und geradezu beruhigend altmodisch. Jedes Jahr tummelt sich auf dem roten Teppich dieselbe Elendsmixtur aus Politikern, Wirtschaftsbossen und maroden Showstars wie dem unvermeidlichen Roberto Blanco. Der brilliert wieder in seiner ewigen Rolle als augenrollender und grinsender "Ein-bisschen-Spaß-muss-sein-Schunkel-August". Peinlich.

Schlimm wird's erste wenn Bono und Bob Geldorf kommen

Genauso ermattend wie die ewige Diskussion, welcher Regisseur denn mal Schwung in die wagnerianische Miefhütte bringen könnte, ist auch die jährliche Nachfolgediskussion um den greisen Zampano der Festspiele, Wolfgang Wagner. Ein Fall für den alljährlichen Sommerloch-Bayreuth-Artikel im "Spiegel"! Katharina Wagners Meistersinger-Inszenierung wurde dann auch prompt von "Spiegel-Online" wie folgt kommentiert: "Eine kopflastige und dennoch beeindruckend platte Wagner Pizza - jede Menge Belag auf dünnem Boden." Ich weiß nicht, was der Kollege für Drogen nimmt, aber er sollte auf jeden Fall die Dosierung überdenken. Fazit: Same procedure as every year in Bayreuth. Sorgen müsste man sich also praktisch erst machen, wenn Bono und Bob Geldof mit Schrammelgitarre und Galapunk Campino im Schlepptau am Grünen Hügel auftauchen...

Bis die Tage...!

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