Nur noch ein paar hundert Meter. Schnell über die Bundesstraße, aufpassen, dass kein Auto kommt, den Berg hinauf, an einer Kneipe vorbei. Dann ist Melanie Peters* (Namen mit * wurden geändert) zu Hause. Sie ist 16 Jahre alt, hat die Schule gerade hinter sich, lernt Textilmaschinenführerin. Sie ist auf dem Heimweg von einem Kneipenbummel mit der älteren Schwester. Eigentlich hatten die Mädchen ihren Eltern versprochen, sich nicht zu trennen. Doch Melanie wollte nicht auf die Schwester warten, deren Glas noch halb voll war.
Es ist kurz vor Mitternacht, auf Kulmbachs Straßen ist in dieser kalten Nacht im Januar 1993 nicht viel los. Hinter den Fenstern der Einfamilienhäuser brennt hier und da noch Licht. Helga Meyn* sitzt vor dem Fernseher. Plötzlich hört sie eine Frauenstimme. „Du Depp, du Blödmann, lass mich in Ruhe!“ Ein schriller Schrei.
Dann ist es still.
