Anzeige
Anzeige

Eurovision Song Contest Eros Atomus will mit "Alive" zum ESC: Ein Studiobesuch beim 21-Jährigen

Eros Atomus
Eros Atomus im Studio: Der 21-Jährige träumt vom ESC-Finale im Mai in Turin. 
© Rösing / stern
Traum Turin: Der 21-jährige Eros Atomus möchte Deutschland gern mit seinem Lied "Alive" beim ESC-Finale in Italien vertreten. Der stern hat ihn und sein Team im Studio besucht.

Die Leidenschaft zur Musik, sie kam mit Verzögerung, erinnert sich Eros Atomus: "Meine erste Gitarre habe ich mit acht Jahren zu Weihnachten bekommen. Ich sagte meinem Vater, er soll sie zurückschicken". Der 21-Jährige lacht. "Bei mir in der Familie haben schon alle Gitarre gespielt, da hab ich gedacht: Ne, da hab ich nicht auch noch Bock drauf". Ein paar Jahre später, mit zwölf oder 13 Jahren, bekam er dann doch auf einmal Lust und schnappte sich die Gitarre seines Bruders. "Ich hab mir das dann am Anfang selbst beigebracht und begann auch direkt damit, eigene Songs zu schreiben", erinnert sich Eros Atomus, der mit vollem Namen Eros Atomus Isler heißt. 

Nach dem verspäteten Einstieg reihte der Flensburger seine musikalischen Schritte schnell hintereinander. Mit 18 Jahren stand er 2018 im Finale von "The Voice of Germany", überzeugte Coaches und Publikum mit seiner besonderen Stimme und seiner Lapstyle-Spieltechnik, bei der die Gitarre auf dem Schoß liegt und auch als Perkussionsinstrument genutzt wird. Nach dem Ende von "The Voice" kam der harte Bruch. "Während der Show kümmerten sich gefühlt hundert Leute um mich, danach war ich von einem Tag auf den anderen wieder komplett auf mich allein gestellt". Eros Atomus arbeitete trotzdem kontinuierlich weiter an seiner Musik und träumt nun vom nächsten großen Schritt: Für Deutschland am 14. Mai am Finale des Eurovision Song Contest in Turin teilzunehmen. 

Eros Atomus: mit "Alive" in der Endauswahl für die ESC-Finalteilnahme

944 Beiträge wurden zur Vorauswahl eingereicht, mit seinem Song "Alive" hat es der junge Musiker in die Endauswahl der letzten sechs geschafft. Nun kommt es auf das Publikum an, das in diesem Jahr über Deutschlands Act für Turin abstimmt. Am 4. März steht fest, wer nach Italien fährt.

Ein paar Tage vor dem ersten großen Termin, der offiziellen Bekanntgabe der Wettbewerbsbeiträge, sitzt Eros Atomus gemeinsam mit Eike Freese und Marcel Zürcher in einem Regieraum der altehrwürdigen Hamburger Chameleon-Studios. Die beiden haben "Alive" als Co-Autoren gemeinsam mit Eros Atomus geschrieben. Freese hat den Song produziert und außerdem die Gitarre eingespielt, Zürcher übernahm im Studio Schlagzeug und Bass. Es sind letzte Absprachen zu treffen. Seit klar ist, dass der Song in der Vorauswahl ist, kriegen die drei "die Tür nicht mehr zu", wie Zürcher schmunzelnd erläutert: "Alive" musste fertiggestellt und aufgenommen werden. Außerdem drehten sie ein Video. Alles in kürzester Zeit. Nun kann der Track ins Rennen gehen. Eine Punktlandung.

Hören Sie Eros Atomus mit "Alive" hier: 

Mit dem Duo Freese / Zürcher weiß Eros Atomus zwei erfahrene Musiker an seiner Seite. Beide kommen musikalisch eher aus der härteren Ecke. Zürcher wirkt unter anderem als Lead Gitarrist bei der erfolgreichen Industrial-Metal-Band Die Krupps. Produzent und Toningenieur Freese wirkte etwa an Produktionen von Deep Purple, Simple Minds sowie diversen weiteren Rock- und Metal-Bands mit. Beide waren bereits an einer Vielzahl von Produktionen beteiligt, bewegen sich seit Jahrzehnten im Musik-Business. 

Eros Atomus, Eike Freese und Marcel Zürcher wurden im Dezember 2021 vom Verleger Eric Burton zusammengebracht, um Songs für Eros Atomus zu schreiben. Der Funke sprang sofort über, wie sich alle erinnern. Ein Ungleichgewicht, etwa wegen des Altersunterschieds, hätte es nicht gegeben. "Im Gegenteil: Da profitieren wir alle gegenseitig von unseren ganz unterschiedlichen Erfahrungen", sagt Freese. Burton war es auch, der anregte, sich mit einem Stück für den ESC zu bewerben. Eros Atomus sprang direkt darauf an. "Der ESC hatte in den letzten Jahren nicht immer das beste Image, aber ich erinnere mich noch gut daran, als Lena damals gewann. Da war ich ein Kind und fand sie ganz toll und wollte sie unbedingt heiraten", sagt er und lacht. 

Bei Marcel Zürcher, Eike Freese und Eros Atomus (von links) stimmte die Chemie auf Anhieb. Sie schrieben gemeinsam den ESC-Beitrag "Alive"
Bei Marcel Zürcher, Eike Freese und Eros Atomus (von links) stimmte die Chemie auf Anhieb. Sie schrieben gemeinsam den ESC-Beitrag "Alive"
© Rösing / stern

Also machten sie sich ran und am Ende stand: "Alive". "Die Idee für die Melodie hatte ich eines Morgens unter der Dusche", erinnert sich Freese. Er spielte die Hookline den anderen beiden vor, einen Text hatte Eros Atomus bereits im Kopf. Gemeinsam arbeiteten sie an einem Tag so lange an dem Stück, bis es abends mehr oder weniger fertig im Kasten war. 

"Ich hab den Track am nächsten Tag angemacht und immer noch gedacht: geil"

Die Hamburger Chameleon-Studios, in denen Freese feste Räume hat, boten ihnen dafür die perfekte Atmosphäre. In den unterirdisch weit verzweigten Gängen, Aufnahme- und Regieräumen ist immer noch der Geist der 1970er Jahre spürbar. An den Wänden hängen Schallplatten, Gitarren und das ein oder andere Erinnerungsstück. Udo Lindenberg hat hier Alben aufgenommen, ebenso gingen Drafi Deutscher und unzählige weitere Größen aus und ein. Tageslicht gibt es nicht. Dies sei aber kein Nachteil, sagt Zürcher, im Gegenteil: "Die Außenwelt bleibt draußen. Hier kann man sich ohne jedes Gefühl für Raum und Zeit voll in die Musik eingraben, bis das Ergebnis stimmt".

Der entscheidende Aha-Moment kam allerdings erst einen Tag später, sagt Eros Atomus. "Oft ist es so, dass ich einen Song schreibe, den ich an einem Tag richtig geil finde und am nächsten Tag denke: Was ist das denn für ein Mist?". Bei "Alive" war es anders. "Ich hab den Track am nächsten Tag angemacht und immer noch gedacht: geil", sagt er. 

Mit 21 Jahren auf einer größten Bühnen Europas?

Der Song selbst ist eine lebensbejahende, positive und eingängige Singer-Songwriter-Hymne. Die Idee zum Text kam Eros Atomus allerdings, als er sich in einer eher dunklen Phase befand: "Ich wollte dann aber keine Depri-Songs schreiben, sondern eher etwas positives, das sagt: Hey, es ist großartig auf dieser Welt und am Leben zu sein. Jetzt erst recht". "It’s great to be alive" lautet entsprechend der Refrain von "Alive". Dass der Song mit dieser Botschaft auch in die Zeit der Corona-Pandemie passe, habe sich dann eher so ergeben. Besonders an dem Stück ist seine Authentizität. Es wurde - anders als oft in der ESC-Vergangenheit - eben nicht einer jungen Sängerin oder einem jungen Sänger auf den Leib geschneidert, sondern vom Künstler selbst geschrieben und komponiert.

Für die Produktion von "Alive" pendelte Eros Atomus zwischen Flensburg und Hamburg hin und her, nun hat er sich vorerst ein Apartment in der Hansestadt gesucht. Denn die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen: Es soll ein komplettes Album entstehen. Zunächst hat er gemeinsam mit Eike Freese und Marcel Zürcher aber fest das Ziel Turin vor Augen. 

Wenn er es erreicht, steht er - nicht mal zehn Jahre nachdem er die Gitarre doch noch in die Hand nahm - mit 21 Jahren auf einer der größten Bühnen Europas. Nicht schlecht für einen Spätstarter. 

Hinweis: Die Online-Abstimmung startet am 28. Februar. Infos zum Voting gibt es unter Eurovision.de

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel