Funny van Dannen Kinderreime und ein Ferrari aus Ton

Maler, Autor und Musiker: Multitalent Funny van Dannen veröffentlicht mit "Trotzdem Danke" sein zehntes Album. "Sprache ist das billigste Material", findet er und packt bis zu 30 Songs auf seine Langspieler - bei so viel Produktivität ist auch mal was für die Toten Hosen dabei.

"Am Anfang ist immer die Idee. Ob dann ein Bild, ein Gedicht oder ein Lied daraus wird, entscheidet sich beim Machen", sagt Funny van Dannen im AP-Interview. Der Maler, Autor und Liedermacher hat gerade sein zehntes Album "Trotzdem Danke" veröffentlicht, erstmals beim Label JKP, der musikalischen Heimat der Düsseldorfer Punkrocker Die Toten Hosen, für die van Dannen bisweilen als Co-Autor arbeitet. "Ich hätte auch einen Ferrari aus Ton modellieren können (...) oder einen Film mit vier gespenstischen Ebenen drehen oder ich hätte eine Eliteschule im Alpenvorland gründen können (...), aber Sprache ist nun mal das billigste Material", schreibt er in einem der Gedichte, die er als Booklet seinem Album beigefügt hat.

Die Familie als wichtiger Kritiker

Wenn van Dannen, der eigentlich Franz-Josef Dajka-Hagmanns heißt, seine Ideen zu Liedern macht, greift er meist zur akustischen Gitarre, naheliegende Kategorisierungen sind ihm jedoch unbehaglich. "Das ist immer das gleiche: Gitarre, Mundharmonika ist Bob Dylan, deutsch, Liedermacher ist Reinhard Mey", sagt er. Aufgenommen hat er sein neues Album im Studio seines 21 Jahre alten Sohnes Dionysos, das dieser im Keller seines Elternhauses eingerichtet hat. Sein Sohn, der auch als Produzent des Albums geführt wird, sei ein gnadenloser Kritiker. "Er ist sehr straight und klarer im Kopf als ich. Da hör ich schon drauf", beschreibt van Dannen die Zusammenarbeit. Obwohl Dionysos HipHop-Fan sei, habe die Arbeit eigentlich gut geklappt. Ärger gab es höchstens wegen der Ungeduld des Vaters, wenn der etwas aufnehmen wollte und sein Sprössling gerade noch etwas anderes zu tun hatte. 20 bis 30 Stücke finden sich auf einem gewöhnlichen Van-Dannen-Album.

Die Texte bewegen sich zwischen Hintersinn und Albernheit, Kinderreime und andere Sprachspielereien wechseln mit durchaus anspruchsvoller Lyrik. Im Opener "Sandra Bullock" schwadroniert der Sänger über vertane Chancen, in "Kaputt" erklärt er in assoziativem Ausländerdeutsch die Welt. In "Oma" würdigt er seine Großmutter, die ein Pornostar war, ein Song, bei dem er zunächst etwas Bauchweh hatte, weil er sich fragte, ob man einen "problematischen Bereich wie Prostitution" nicht ernsthafter angehen sollte. "Aber meine Frau fand’s dann okay, die ist bei solchen Dingen oft die letzte Instanz", sagt er.

Tourdaten:

15.09. Jena (Kassablanca)
16.09. Nürnberg (K4 Festsaal)
17./18.09 Berlin (Postbahnhof)
07.10. Hamburg (Markthalle)
08.10. Bremen (Schlachthof)
09.10. Hannover (Pavillon)
10.10. Leipzig (Schaubühne)
12.11. Köln (Gloria)
13.11. Frankfurt/Main (Mousonturm)
14.11. Düseldorf (Zakk)
15.11. Mülheim (Ringlokschuppen)
26.11. Freiburg (Jazzhaus)
27.11. Karlsruhe (Tollhaus)
28.11. Mannheim (Alte Feuerwache)
29.11. Stuttgart (Wagenhallen)
04.12. München (Elserhalle)
05.12. A-Wien (Arena)
06.12. Dresden (Klub Neue Mensa)
www.funny-van-dannen.de

Gescheiterte Fußballkarriere

Bemerkenswert auch die - freilich augenzwinkernde - Aussage im Song "Integrieren", wenn er einräumt, dass er irgendwann mal Bayern-München-Fan werde. Schließlich schrieb van Dannen für die Toten Hosen den Song "Bayern" mit der zum Schlachtruf anvancierten Textzeile "Ich würde nie zum FC Bayern gehen". Ein echter FC-Bayern-Hasser ist van Dannen aber nicht, er würdigt sogar die Verdienste des Vereins um den deutschen Fußball. "Durch die Wucht der Hosen kriegte der Song eine eindeutige Stoßrichtung. Das fand ich auch nicht so schön", sagt er. Seine Vorbehalte gegen den erfolgreichsten deutschen Fußballverein kommen vielmehr daher, dass die Bayern für viel Geld hervorragende junge Spieler holen, die von ihrer Ablösesumme erdrückt würden. "Das ist schade um das fußballerische Potenzial, das da vernichtet wird", sagt er.

Van Dannen muss es wissen, schließlich scheiterte seine eigene vielversprechende Fußballerkarriere vor rund 30 Jahren an Ablösestreitigkeiten. "Mein deutscher Dorfclub witterte das große Geschäft, wollte 11.000 Mark, die Holländer wollten nur 3.000 Gulden zahlen." Wirklich bedauert hat er das nicht, denn eigentlich hatte er eh schon mit dem Fußball aufhören wollen. Seit 1978 lebt van Dannen in Berlin, er machte eine Ausbildung zum Werbegrafiker, wollte Kunstmaler werden, stellte eigene Bilder aus und spielte und sang in diversen erfolglosen Bands. Ab 1987 tritt er mit selbstverfassten Geschichten und Gedichten auf, ein Jahr später gehört er zur Gründungsformation der Lassie Singers, die er aber kurz danach wieder verlässt. "Das ließ sich schlecht verbinden mit der Familie. Ich hatte damals schon drei Kinder und dann auf Tournee mit drei Frauen. Da hat sich meine Frau beschwert - wegen der drei Frauen und weil ich so lange weg war."

Von 30 Songs einer für die "Hosen"

Über die Underground-Legende Rocko Schamoni kam schließlich der Kontakt zu den Toten Hosen zustande. "Wir haben uns menschlich prima verstanden", sagt van Dannen. Neben dem "Bayern"-Song stammt etwa auch "Schön sein" von van Dannen. In Zusammenarbeit mit Campino entstanden die Stücke "Der Bofrost Mann", "Popmusik" und "Weltmeister", die die Toten Hosen für ihr Live-Album "Nur zu Besuch" im Wiener Burgtheater spielten. "Wenn ich 20 bis 30 Songs habe, dann geht vielleicht einer für die Hosen", sagt van Dannen. "Was ich so singe, klingt bei Campino ganz anders. Ich schreib ja nicht für sie, ich schreibe meine Sachen, und dann müssen sie gucken, was bei ihnen geht."

AP
Stephan Köhnlein/AP

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