Mit der Generalprobe hat am Freitag in Kiel der Countdown für die deutsche Grand-Prix-Vorentscheidung begonnen. Wenige Stunden vor der Entscheidung um das Ticket zum Finale des Eurovision Song Contest standen noch einmal alle 14 Kandidaten auf der Bühne der Ostseehalle, in der während einer zweistündigen Live-Show (20.15 Uhr, ARD) der Sieger ermittelt werden sollte. Die TV-Zuschauer sind aufgerufen, per Telefon und erstmals auch per SMS für ihren Lieblingskünstler abzustimmen.
Troje sind bereits qualifiziert
Zu den Favoriten der nationalen Qualifikation gehörten kurz vor dem Wettbewerb die Sängerinnen Isgaard («Golden Key»), Senait («Herz aus Eis») und der Schützling von Ralph Siegel, Lou («Let's Get Happy»). Prominentester Bewerber war diesmal Kanzlerimitator Elmar Brandt, dessen neue Schröder-Parodie allerdings bei vielen Fanclub- und Internetabstimmungen sowohl Spitzenplätze als auch hintere Ränge belegte. Auch der polnischen Band Troje, die bereits die Vorentscheidung in Warschau gewonnen hat, wurden gute Chancen eingeräumt.
Finale am 24. Mai in Riga
Vor zahlreichen Medienvertretern bekamen die fast durchweg jungen Künstler, von denen die meisten Namen außerhalb von Musikerkreisen noch kaum bekannt sind, bereits einen Vorgeschmack auf den Auftritt am Abend. «Wir suchen nicht nur den Superstar, sondern auch einen Song, der international erfolgreich ist: Deutschland sucht den Supersong», meinte Moderator Axel Bulthaupt bei der Generalprobe zu der Sendung, die auch in Estland, Polen sowie Lettland übertragen werden sollte. In der lettischen Hauptstadt Riga wird am 24. Mai das Finale des europäischen Liederwettbewerbs ausgetragen.
In den Fußstapfen von Nicole
Erste Jubelpfiffe erntete bei der Probe bereits Tobias Schacht alias Der Junge mit der Gitarre, der sich bei seinem Auftritt wie einst Nicole bei ihrem Grand-Prix-Sieg 1982 präsentierte: Mit einer weißen Gitarre nahm er auf einem Hocker Platz - begleitet von seinem Vater am Klavier. Deutschlands bislang einzige Grand-Prix-Gewinnerin hatte es allerdings abgelehnt, dem Kandidaten der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» ihren persönlichen Glücksbringer von Ralph Siegel zu leihen.
Bohlen spricht Klartext
Einen Tag vor dem Finale der RTL-Show «Deutschland sucht den Superstar», in deren Schatten die deutsche Vorentscheidung diesmal im Vorfeld stand, besuchte «Superstar»-Übervater Dieter Bohlen die Grand-Prix-Gemeinde - und sorgte schon bei der Generalprobe für Gesprächsstoff: Der Pop-Produzent, der auch in der «Superstar»-Jury oft Pfiffe für seine Meinungsäußerungen erntete, kritisierte den Song von Charlemaine: «Obwohl der von unserer Plattenfirma kommt - das haben die echt Scheiße ausgewählt.»
Medien schicken eigene Kandidaten
Klassische Schlager fehlten in dem Wettbewerb, in dem sich einst traditionell die Schlager-Gemeinde ein Stelldichein gab, diesmal völlig. Die Plattenfirmen, die alle 14 Kandidaten ins Rennen geschickt haben, setzten durchweg auf moderne Pop-Rhythmen. Erstmals hatten sich gleich mehrere Medien dazu entschlossen, eigene Kandidaten mit ihrer Berichterstattung zu unterstützen. Neben Brandt, der für die «Bild»-Zeitung an den Start gehen sollte, wurde etwa Senait von der Tageszeitung «taz» unterstützt.