Vor "Wetten, dass...?" -Auftritt Take That über Ruhm und Robbie Williams: "Wir wollen noch 30 Jahre weitermachen"

Take that Mitglieder sitzen auf einem Gebäudedach, um sie herum die Großstadt
Mittlerweile seien sie wie eine Familie, sagen Gary Barlow, Mark Owen und Howard Donald (v.l.) von der britischen Band Take That.
© Guy Aroch/EMI/Universal Music/ / Picture Alliance / DPA
Am Abend steht Take That bei "Wetten, dass..." auf der Bühne. Nach über sechs Jahren haben sie ein neues Album veröffentlicht. Im Interview sprechen sie über die Liebe zur Musik und die Freude darüber, dass es sie immer noch gibt.

Gary Barlow: Schön, wieder in Deutschland zu sein. Howard sagt immer, wie viel besser es ist, in Deutschland zu leben.
Howard Donald: Nein, ich habe nicht gesagt besser, aber ich mag das Leben hier. Ich habe ja nicht grundlos ein Apartment hier.
Barlow: Das Essen ist gut. 
Donald: Ich liebe das Essen. 
Barlow: Und alle sind so gesund in Deutschland!
Donald: Na ja, nicht alle. 
Barlow: Aber viele. Es wirkt zumindest so. 

Sie sagen, Sie drei seien mittlerweile wie eine Familie. Wer von Ihnen ist das anstrengende Kind? 
Mark Owen: Äh …
Barlow: Äh …
Donald: Hm … Das ist schwer zu beantworten, das könnte ich sein, aber das weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind wir wie eine Familie. Wir kennen gegenseitig unsere kleinen Geheimnisse, die zum Teil nicht einmal unsere echte Familie kennt. Ich werde sie nicht verraten!

Wenn Sie drei wie eine Familie sind, ist Robbie Williams dann wie der toxische Ex-Freund von einem von Ihnen?
Barlow: Auf keinen Fall! 

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Weil er kommt und geht. 
Barlow: Aber nur jeweils einmal. Und das ist jetzt so lange her… 2011 war er zuletzt in der Band. Schon seit 2014 sind wir nur noch zu dritt. Oder eigentlich sogar seit 2013.
Donald: Sag 2014, dann können wir demnächst unser Zehnjähriges ankündigen und feiern. 
Barlow: Wir lieben es, Jubiläen zu feiern. Einige aus unserer Crew sind schon seit 30 Jahren dabei. 

In dem Song "One more word" auf Ihrem neuen Album singen Sie "Turn your world until it's where you want to be", "Dreh deine Welt, bis sie da ist, wo du sein willst". Sind Sie heute da, wo Sie sein wollten? 
Barlow: Man sollte es sich nie irgendwo bequem machen und bleiben, sondern sich immer wieder höhere Ziele setzen. Die Botschaft, wieder aufzustehen, weiterzumachen, ist die wichtigste des neuen Albums.
Owen: Ich sehe den Song als einen Ratschlag für jeden: Wenn du das Gefühl hast, du musst etwas tun, mach es, wenn du einen Traum hast, erfüll ihn dir. 

Auf dem Album singen Sie auch darüber, dass Sie harte Tage hatten. Tage, an denen Sie sich gehasst haben, an denen Sie sich gebrochen fühlten. 
Donald: Wir sind normale Menschen. Wir haben Familien. Wir haben Kinder, die manchmal absolute Nervensägen sind. Wir haben schwere Zeiten wie alle anderen auch. Also gibt es auch Tage, an denen wir in den Spiegel sehen und denken: Heute mag ich mich nicht. 

Was mögen Sie an sich nicht?
Barlow: Ich arbeite zu viel. Es fällt mir schwer, die Arbeit ruhen zu lassen. Weil ich die Musik so sehr liebe. Aber die Musik macht einen auch verrückt. Der Gedanke, dass ich Musik machen könnte, die das Leben von jemandem verändert, so, wie die Musik meines verändert hat, macht mich süchtig. 
Owen: Ich wünschte auch, ich könnte besser entspannen. Ich versuche dafür Routinen in meinem Leben zu etablieren. Aber das funktioniert nicht so richtig. 
Donald: Ich werde manchmal ungeduldig mit meinen Kindern. Am Ende solcher Tage hasse ich mich dafür. Daran arbeite ich, weil ich der beste Vater sein möchte, den ein Kind haben kann. 

In Ihren neuen Songs geben Sie Ihren Kindern immer wieder Tipps. Könnten Sie ihnen nur einen Ratschlag geben, welcher wäre es? 
Donald: Ich würde ihnen sagen: Seid glücklich! Dafür sind auch wir Eltern mitverantwortlich. Wir müssen ihnen dabei helfen, glücklich zu werden, ihnen einen Weg ebnen.
Barlow: Ich habe meinen Kindern immer gesagt: Findet etwas, das ihr liebt, dann müsst ihr niemals arbeiten. Das ist das, was ich getan habe. Ich habe die Musik gefunden und würde am liebsten den ganzen Tag ununterbrochen Musik machen. 

Können Sie sich vorstellen, je in den Ruhestand zu gehen?
Barlow: Nein. Wenn ich irgendwann nicht mehr laufen kann, werde ich mich eben ans Klavier setzen und Musik spielen. Ein Glück, dass wir noch so jung sind. Manche Musiker sind in ihren Achtzigern. Wir sind erst in unseren Fünfzigern. Wir haben noch eine ganze Karriere vor uns! Wir machen das seit 30 Jahren und vor uns liegen weitere 30 Jahre. 

Trotzdem lässt sich nicht abstreiten, dass Sie älter geworden sind. Fällt es Ihnen heute schwerer, auf der Bühne zu performen? 
Barlow: Nie! Ich bin 52 und ich fühle mich sehr jung, vor allem auf der Bühne. Ich habe dort extrem viel Energie. Man weiß, dass es eine gute Show war, wenn man schweißgebadet die Bühne verlässt.

Haben Sie einen Ort, an dem Ihnen die besten Ideen kommen? Eine der Lieblingsantworten von Künstlern: unter der Dusche. 
Donald: Würden mir unter der Dusche die besten Ideen kommen, würde ich den ganzen Tag duschen. Aber es passiert immer dann, wenn ich es am wenigsten erwarte. Einmal musste ich versuchen, beim Autofahren alle plötzlich aufkommenden Ideen aufzuschreiben.

Was wären Sie heute, wären Sie nicht "Take That"? 
Barlow: Ohne Musik, und das schwöre ich, bin ich nutzlos. Völlig nutzlos. Und ich meine, ich bin nicht mal so gut im Musikmachen, also … In der Bandpause, die wir zwischendurch hatten, dachten wir uns alle das Gleiche: Was machen wir jetzt? Als wir wieder vereint waren, merkten wir: Zu dritt fühlen wir uns sicher.

Viele Fans hoffen immer noch darauf, dass Robbie Williams wieder zum festen Mitglied von "Take That" wird. Sie sagten einmal, dass er die Band vielleicht nicht verlassen hätte, wenn Sie in früheren Zeiten mehr über Ihre Gefühle und Probleme gesprochen hätten. 
Owen: Ich glaube, als wir jung waren … Moment, haben wir nicht einen Song, der so heißt?
Donald: Ja, "When we were young". 
Owen: Wusste ich‘s doch! Jedenfalls: Als wir jung waren, da hat man noch nicht so viel über mentale Gesundheit gesprochen wie heute. Wir wussten nicht mal, was mentale Gesundheit ist. Wir waren Teenager. Selbst wenn ich es gewollt hätte: Ich hätte nicht einmal gewusst, wie ich Gefühle und Probleme hätte ansprechen sollen. Wir wussten nicht, ob das normal ist, wie es uns geht, wenn wir uns mal ein bisschen traurig gefühlt haben. Wir hatten keinen Vergleich. 

Was meinen Sie damit?
Barlow: Wir waren Kinder, die in ein sich rasend schnell drehendes Karussell geworfen wurden und versuchten, mitzuhalten. Ich glaube, und das sage ich auch, wenn wir mal über Robbie sprechen: Wir dürfen nicht so hart zu uns sein. Wir sind hier. Wir sind immer noch Freunde. So schlecht ist es nicht ausgegangen. Natürlich kann ich auch alleine Musik machen. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Gefühl, auf die Bühne zu gehen, nach links und rechts zu schauen und diese beiden Typen hier neben mir zu sehen. Es ist, als wenn man alleine in den Urlaub fährt: Es ist schön – aber noch viel besser, wenn jemand mitkommt. 

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