INDIE-ROCK THE BREEDERS: Title TK

Mit »Cannonball« gelangt den Breeders in den 90ern ein Hit wie ein Faustschlag. Nach vielen Ups an Downs wagen sich die Deal-Schwestern jetzt wieder mit neuen Songs ans Tageslicht.

Kann ein Riot-Grrrl in Würde altern? Offensichtlich gelingt das nur wenigen, man denke nur an Courtney Love. Auch an Kim Deal, in den Neunzigern von der Indie-Szene als das ultimative Female Role Model gefeiert, ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Aber die Frau, die zuerst mit den Pixies und dann mit den Breeders bekannt wurde, hat die Jahre produktiv genutzt.

Ups and Downs

Drehen wir den Zeiger zurück in die Blütezeit des Grunge: Mit »Cannonball« gelingt Kim mit den Breeders ein Hit wie ein Faustschlag - bis heute ist der Song vom '93er-Album »Last Splash« ein Selbstläufer für jeden Alternative Clubabend. Danach führen die Stufen für Kurt Cobains Lieblingsband allerdings steil bergab: Kims Zwillingsschwester Kelley wird heroinsüchtig und wegen Drogenmissbrauchs verhaftet, Bassistin Josephine Wiggs gründet ihre eigene Band - die Breeders fallen auseinander. Spätere Reanimationsversuche mit Bandfragmenten scheitern.

Wie Phönix aus der Asche

Im neuen Jahrtausend bringt ein Zufall die Wende: Kim lernt in New York drei Mitglieder der Band Fear kennen, jammt mit ihnen ein wenig im Studio herum und schafft es schließlich, Schwester Kelley zum Mitmachen zu überreden. Plötzlich sind die Breeders wieder eine richtige Band, sie bleiben dran - und legen nun ganz konsequent, immerhin acht Jahre nach ihrem Millionenseller, wieder ein neues Album vor.

Hypnotisch und spröde

Zwölf eigenwillige Songs hat das neue Quintett gezaubert - und die klingen, als hätte es den Split nie gegeben. Kims Stimme hat nichts von ihrem hypnotisch-spröden Klang verloren, frei nach dem Motto: Singen, als ob es einem eigentlich egal ist, wie es sich anhört, und trotzdem ins Herz treffen.

Danke!

Das bettet sich ideal ein in den sparsamen Klanguntergrund aus sperriger Gitarre und dem Breeders-typischen Bass, den Mando Lopez raffiniert einzuflechten weiß. Verbindet er sich wie bei »The She« mit dem knochentrockenen Schlagzeug-Beat von Jose Medels, möchte man einfach nur noch »Danke!« rufen. Einmal daran festgeklebt, gibt es kein Loskommen mehr von diesem LoFi-Klang, ganz wie in alten Zeiten.

Optimistisches Zwinkern

Tendenziell ist die Grundstimmung des Albums eher verhalten, in sich gekehrt - und doch lassen sich rockig-punkige Perlen wie »Full On Idle« und »Huffer« entdecken, die voller Optimismus in die Runde zwinkern. Dazu gibt es schließlich auch allen Grund: Mit »Title TK« ist den Breeders der Anschluss an frühere Zeiten nahtlos gelungen. Manchmal sind Ups and Downs doch zu etwas gut.

Antje Scholz

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