Chansonsänger und Schauspieler Charles Aznavour, der über 1000 Chansons geschrieben und in etwa 80 Filmen mitgewirkt hat, verfügt auch im Jahr seines 90. Geburtstags über enorme Schaffenskraft. Im stern-Interview in seinem Haus in Lausanne sagte er, er arbeite gerade an einem Stück für den Broadway, komponiere ein Musical und stelle parallel ein Album mit 17 neuen Chansons fertig. Zudem plant er in diesem Jahr 30 Auftritte: Seinen 90. Geburtstag am 22. Mai will er in Deutschland mit einem großen Konzert begehen – in der O2-Halle in Berlin.
Zudem erzählt er von seinem schwierigen Aufstieg, aber auch davon, dass er einst in Frankreich bereitwillig Schmiergeld bezahlt habe, um seine Steuerschuld zu drücken. Ein schlechtes Gewissen habe er keineswegs: "Wer verkörpert denn Frankreich? Die schönen Frauen, die Schauspielerinnen und ich."
Aznavour ruft alle auf die Straße
In dem Gespräch kündigte Aznavour an, seine neuen Chansons enthielten zum Teil auch aktuelle politische Botschaften. Ein Lied heiße: "Alle auf die Straße!" Er finde es richtig, dass Menschen demonstrierten - in Tunesien, Ägypten, auch in Frankreich: "Ansonsten entwickeln sich alle Machtparteien zu Diktatoren. Damit es keine Diktatur gibt, muss das Volk das Wort ergreifen."
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So toleriere er auch solche Demonstrationen in Frankreich, die sich gegen die Homo-Ehe - und damit gegen seine eigene Einstellung richteten. Er sei in Frankreich schließlich der Erste, der sich bereits vor Jahrzehnten in seinen Liedern hinter Homosexuelle stellte. Seit 1976 lebt Aznavour in Lausanne in der Schweiz.