Es gibt Neues für Autoren, die mal ein Lexikon dämlicher Seriendialoge schreiben wollen: Liebe Kollegen, es ist vielleicht besser, wenn ihr euch was zum Mitschreiben holt. Sonst verpasst ihr noch das Beste bei den neuen Folgen der ProSieben-Liebeskummerserie "Alles außer Sex", in der fünf Münchnerinnen um die 30 "Sex and the City" spielen, weil sie permanent auf die falschen Männer reinfallen (und die richtigen Männer irgendwann irre nerven).
"Kannst du tanzen?", sagt Minza zu dem Typen in der Bar, der eigentlich der kleine Bruder ihrer besten Freundin ist, aber mit 19 Jahren auch schon alt genug, nicht mehr bloß Cola zu trinken. Und der sagt: "Ich kann gar nicht tanzen, ich brauchte nur einen Grund, die schönste Frau des Abends im Arm zu halten." Igitt. Was flüstert der attraktive Trainer im Fitnessstudio, der zwar wie ein Hund riecht, mit dem aber trotzdem jede Frau eine Liebschaft riskieren würde, allein schon, weil alle anderen Mädels auf ihn scharf sind? Na klar: "Du bist das beste lokale Doping wo's gibt."
"Ich kann keine Frau weinen sehen"
Wenn dann wieder ein Typ auftaucht, der unendlich selbstverliebt auf die Frauen herabsieht, weil er weiß, dass er jede ins Bett kriegt, bleibt nach dem Beischlaf die Frage: "Was reizt uns bloß an Männern, die uns nicht gut tun?" Und der Salsa-Tanzlehrer mit dem aufgesetzten spanischen Dialekt tröstet schluchzende Schülerinnen, indem er sie fest im Arm hält: "Chica, ich bin ein Mann, ich kann keine Frau weinen sehen."
Die "Alles außer Sex"-Clique
"Alles außer Sex"-Anführerin Annette Frier (Minza) hat in der "Schillerstraße" gespielt und in der Sat.1-"Wochenshow" das schwere Erbe der Anke Engelke übernommen. Derzeit dreht sie für ProSieben den Krimi "Peggy - Unter Druck". Rhea Harder (Valerie) ist bekannt als Lolles launische Mitbewohnerin in "Berlin, Berlin" und spielte davor bei "GZSZ". Miranda Leonhardt (Frenzy) war unter anderem in "Solo für Klarinette" im Kino zu sehen. Auf der Leinwand wird auch Simone Hanselmann (Edda), die als "Gesicht 96" entdeckt wurde, ab Oktober im Film "Free Rainer" mit Moritz Bleibtreu zu sehen sein.
Mannomann, so sind Frauen? Und Männer? Pro Sieben muss es ja wissen, schließlich haben die eine ganze Serie drüber drehen lassen und zeigen die nun am Samstagabend in Doppelfolgen. Genau genommen ist es bereits die zweite Staffel "Alles außer Sex", und wenn sich jetzt kaum jemand daran erinnert, dass es mal eine erste gegeben hat, dann liegt das entweder daran, dass schon damals nicht so wahnsinnig viele Zuschauer einschalten wollten oder daran, dass der Sender sich anderthalb Jahre Zeit gelassen hat, um die neuen Folgen ins Programm zu heben.
Strenge Blicke in der Krippe
Jetzt sind da also Minza, Edda, Frenzy und Valerie. (Später kommt auch noch Isabelle dazu.) Und alle sind ja so unterschiedlich! Die selbstbewusste, aber etwas verpeilte Karrierefrau Edda muss in der Klinik plötzlich feststellen, dass es nur eine Bewerbung um die neue Stelle Stationsarzt gibt, und zwar den Herrn Doktor, der sie gleich bei der ersten Begegnung angemacht hat. Los geht der Konkurrenzkampf.
Im Fernsehen
Pro Sieben zeigt die von Lunet Entertainment (MME Moviement) produzierte zweite Staffel "Alles außer Sex" samstags ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen. Jedenfalls wenn diesmal nicht wieder was dazwischen kommt.
"Ich will unbedingt diesen Job und werde beweisen, dass ich seriös, entscheidungsfreudig und machtbewusst bin", tönt Edda abends bei einem Drink gegenüber ihren Freundinnen. Und der befreundet Barkeeper lästert: "Das läuft auf 'ne Geschlechtsumwandlung hinaus."
Valerie hingegen hat ihren Traummann schon gefunden: Er heißt Frieder, gibt aber keine Ruhe bis endlich verdammt noch mal ein Kind da ist, also wird in jeder freien Minute - na ja: gezeugt. Einen Termin in der Krippe hat Frieder auch schon gemacht, und plötzlich sehen sich die vielleicht werdenden Eltern den strengen Blicken der Erzieherinnen ausgesetzt, die nicht daran glauben, dass das mit den beiden überhaupt hält. Eine nörgelt, es sei immer so anstrengend für die Betreuerinnen, wenn sich Eltern trennten: "Dann muss man alles doppelt verschicken."
Unwiderstehliche Designeranzugträger
Die dritte in der Frauenclique heißt Frenzy und würde gerne endlich als selbstständige Fotografin Karriere machen, lässt sich aber immer wieder von wilden Sexabenteuern aus der Bahn werfen - und das mit einem schmierigen Typen, der ihr aus "Nettigkeit" einen Umschlag mit Hundertern auf den Nachttisch legt, bevor er in seinen Designeranzug steigt und davon braust. Frenzy ist entsetzt - vor allem darüber, dass sie ihm nicht widerstehen kann.
Und dann ist da Minza, gespielt von Annette Frier ("Schillerstraße"), die ihre Liebe zum ehemaligen Jugendschwarm wieder entdeckt. Der ist heute ein stattlicher Typ, gut aussehend, Anwalt, noch zu haben, auch ein bisschen in sie verschossen - und leider ausgerechnet der beste Freund ihres Ex-Mannes, der sich eine Neue geschnappt hat und Minza nun das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter wegnehmen will.
Sinnspruch in den Kühlschrank
Oh weh, so viele Probleme auf einem Haufen. Kein Wunder, dass Pro Sieben eine zweite Staffel drehen musste: Das kann dauern, bis dafür Lösungen gefunden wurden. Aber um fair zu bleiben: "Alles außer Sex" hat seine gelungenen Momente. Man muss sie nur ein bisschen suchen zwischen all den anderen, in denen Beziehungsklischees aufeinander gepackt werden, dann aber bloß halbherzig parodiert oder halbherzig ernst genommen werden.
Und muss das wirklich sein, dass Annette Frier als Erzählerin aus dem Off sämtliche Ereignisse kommentiert, albernerweise auch die im Leben ihrer Freundinnen, an denen sie als Minza gar nicht teilnimmt? Falls ja: Wer ist denn bitteschön auf die Idee gekommen, sie einmal pro Folge in den Kühlschrank schauen zu lassen, in den sie einen Sinnspruch hineinsagen muss?
Vielleicht ja derselbe Planer, der entschieden hat, dass das alles reichen soll, um sich als Zuschauer dafür einen ganzen Samstagabend freizuhalten. Wenn das mal kein Irrtum war.