Wie sehr beeinflusst die Herkunft das Schaffen eines Künstlers? Die Werke des Schweizer Fotografen Thomas Barbèy sind ganz eindeutig von seiner Herkunft geprägt. Die Schweiz ist bekannt für ihre schneebedeckten Berggipfel und die imposanten Felsmassive. Für riskante Skipisten und komfortable Sessellifte, die einen wieder an die Spitze zurückbringen.
Und was sieht man auf seinen Fotografien? Genau das: immer wieder Berglandschaften voller Schnee. Barbéy ist allerdings kein naturalistischer Landschaftsfotograf. Alles, nur das nicht. Wie seine Fotoserie "Surreal Dreams" zeigt, verfügt der Schweizer über eine blühende Fantasie. So erhebt sich aus einem schneebedeckten Hang plötzlich ein gewaltiger Pferdekopf. Was man eben noch für einen Skihang hielt, erweist sich beim näheren Hingucken als leichenblasses Gesicht einer Frau, deren Hase als Abfahrtstrecke dient. Ein anderes Mal ist die Piste, auf der Skifahrer herabbrettern, in Wirklichkeit eine weiße Tischdecke.
Thomas Barbèy bedient sich bei den großen Surrealisten
Für seine originellen Bildkompositionen benötigt der Fotograf jedoch keine digitale Technologie: Alles ist mittels analoger Montage zustande gekommen. Der Canale Grande, der in einen Wasserfall mündet. Die verkehrsreiche Straße, die unter einem gigantischen Baum hindurchführt oder die Golden Gate Brigde, die in der Verlängerung mitten durch eine Gemäldegalerie führt. Bisweilen streift Barbèy die Grenzen zum Kitsch oder überschreitet sie: Die am Wasserfall badende Meerjungfrau mag doch einen Spur zu abgeschmackt sein. Auch ist hier nicht alles der Fantasie des Künstlers entsprungen: Thomas Barbèy nimmt mitunter großzügige Anleihen bei Surrealisten wie Salvador Dalí oder René Magritte.
Doch zugunsten des Fotografen lässt sich hier Fragen: Wo endet das Zitat und wo beginnt der Diebstahl? In jedem Fall hat Barbèy höchst anregende Bilder vorgelegt, die Lust machen auf mehr.