Diese Geschichte klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Kurt Dierkes aus Recke rettet ein Gemälde vor dem Sperrmüll, bringt es zu "Bares für Rares" - und verdient viel Geld.
Aber der Reihe nach. Der 63-jährige Westfale erzählte bei Horst Lichter zunächst die Geschichte, wie er an das Bild kam. Ein Freund hatte das Haus seines verstorbenen Vaters ausgeräumt und wollte das Bild wegwerfen. Dierkes nahm es lieber mit - doch zuhause aufhängen wollte er es nicht, "weil wir maritim eingerichtet sind", verriet der passionierte Motorbootfahrer.
Experte Colmar Schulte-Goltz zeigte sich durchaus angetan von dem Blumenstilleben, das die Signatur "S.W. Wenzler 1862" trug. Dabei müsse es sich um ein Gemälde der dänischstämmigen Malerin Sarah Wilhelmina Wenzler handeln, die im 19. Jahrhundert in die USA ausgewandert ist und dort in den 1860er Jahren als Künstlerin aktiv war. Schulte-Goltz' Fazit: "Ein spannendes Bild von der anderen Seite der Welt."
"Bares für Rares": Horst Lichter witzelt mit dem Verkäufer
"Ich geh mal ganz schwer davon aus, wir kommen heute in die Gewinnzone", witzelte Lichter. Ein realistisches Ziel, zumal der Verkäufer schon mit 80 Euro zufrieden wäre. Die Expertise von Colmar Schulte-Goltz ließ den Westfalen dann fast vom Stuhl kippen: Auf 1500 bis 1700 Euro taxierte er das Ölgemälde.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Im Händlerraum teilte man die Euphorie. Wolfgang Pauritsch stieg gleich mit 500 Euro ein. Es entwickelte sich ein packendes Bietergefecht zwischen dem Österreicher und Julian Schmitz-Avila, der das bessere Ende für sich hatte: Für 1500 Euro wechselte das Gemälde schließlich seinen Besitzer - viel Geld, wenn man bedenkt, dass es beinahe auf dem Müll gelandet wäre.
Entsprechend zufrieden zeigte sich Verkäufer Kurt Dierkes: "Dass ich so dicht an die Expertise rankommen würde, hätte ich nie geglaubt", sagte der 63-Jährige zufrieden.