"Sex and the City" war und ist für viele – vorwiegend Frauen – eine Wohlfühlserie. Die ursprünglichen sechs Staffeln beleuchteten die Leben von vier Single-Frauen in New York in ihren Dreißigern und brachen zur Ausstrahlungszeit in den Neunzigern mit einigen Tabus. Und so war die Hoffnung groß, dass die Spin-Off-Serie "And Just Like That" daran anknüpfen würde. Das ist leider nur eingeschränkt geglückt.
"Sex and the City"-Serie "And Just Like That": Wütende Fan-Reaktionen
Besonders die zweite, derzeit laufende Staffel der Serie sorgt im Netz für Diskussionen und wütende Fan-Reaktionen. Zu Recht, denn ihr fehlt es an vielem, was die ursprüngliche Serie (und den ersten Kinofilm) ausgemacht hat.
Kommen wir erstmal dazu, was die Serie richtig macht: Die Mode und Outfits der Schauspielerinnen sind nach wie vor aufregend und grenzüberschreitend. Auch die Bilder von New York beleben die Storylines. In manchen Szenen bekommt man tatsächlich auch ein bisschen vom ursprünglichen "Sex and the City"-Gefühl zurück. Das war's aber auch schon.
Und einfach so sind Miranda, Carrie und Charlotte zurück: "And Just Like That" feiert Free-TV-Premiere

Denn "And Just Like That" versucht zu viel, macht dabei aber wenig konsequent richtig. So hat man sich offenbar auf die Fahnen geschrieben, diverser zu sein. Eine an sich löbliche und dringend notwendige Entscheidung, doch es hapert an der Umsetzung.
Um ein wenig mehr People of Color einzubeziehen, haben die drei Hauptfiguren Carrie, Miranda und Charlotte jeweils eine PoC-Freundin bekommen. Besser als nichts, und doch wirken die Rollen auch nach mehreren Folgen nur wie künstlich geschaffene Anhängsel der weißen Protagonistinnen. Auch die Gespräche der Frauen – in den ursprünglichen Staffeln voller Witz und Intelligenz – wirken in der Spin-Off-Serie kitschig. Denn statt wirklich miteinander zu sprechen, feuern die Schauspielerinnen ihre Drehbuch-Sätze heraus, statt dass es wirklich zu einem Dialog kommt.
Zusätzlich hat man bereits in Staffel eins eine nicht-binäre Rolle geschaffen, Che Diaz, gespielt von Sara Ramirez. Diaz wurde in der ersten Staffel als Love Interest von Miranda Hobbes vorgestellt, in den ersten beiden Folgen von Staffel zwei vertiefen die beiden ihre Beziehung. Das Problem: Che Diaz ist ein sehr großer Teil des Plots und dafür – einfach gesagt – zu unsympathisch. Cynthia Nixon, die die Rolle der Miranda Hobbes verkörpert, schiebt die negativen Fan-Reaktionen auf Diaz' Nicht-Binarität und die Darstellung von gleichgeschlechtlicher Liebe in "And Just Like That". Daran seien die Zuschauer:innen einfach nicht gewöhnt. Das könnte jedoch zu kurz gedacht sein.
Denn was unzählige Fans – und auch die Autorin dieser Zeilen – stört, ist nicht Che selbst, sondern was die Autoren von "AJLT" aus Miranda Hobbes gemacht haben. Sechs Staffeln (und zwei Filme) lang war Hobbes die smarte, zynische Erfolgsanwältin, die ihren Freundinnen immer wieder die Leviten gelesen hat, wenn diese sich zu sehr von den Männern in ihrem Leben haben beeinflussen lassen. Hobbes war eigenständig, stark und hatte einen bissigen Humor. In der Ableger-Serie ist sie fast nichts mehr davon.
In den ersten zweieinhalb Folgen von Staffel zwei stammelt sie wie ein unglücklich verliebter Teenager, verliert ihr Handy am Strand und dabei gefühlt ihre gesamte Persönlichkeit gleich mit. In Teilen wirkt es so, als hätten die Drehbuchautoren noch nie eine der früheren Folgen gesehen. Im Netz sammeln Zuschauer:innen bereits Anschlussfehler, die Hardcore-Fans sofort auffallen.
Miranda Hobbes ist nicht mehr die, die sie immer war
Auch auf Twitter sowie auf Instagram sorgt die Rollenentwicklung für Aufsehen. "Miranda hat sich bis zur Unkenntlichkeit verändert, es gibt kein Feuer mehr, keinen Sarkasmus, keine Stärke. Ihr Charakter hat sich verflüchtigt. Wir bitten Sie, ihr authentisches Selbst, ihre Essenz, wiederherzustellen", appelliert ein Fan an die Autoren. "Es geht nicht um Sara [Ramirez], sondern darum, wie Sie Miranda verändert haben", erklärt ein anderer auf Instagram.
"Sex and the City" war in den Neunzigerjahren bahnbrechend, weil regelmäßig mit Tabus gespielt wurde. Genau das könnten die Macher der Spin-Off-Serie jetzt auch tun. Sie könnten Themen ansprechen, die Frauen in ihren Fünfzigern bewegen und die auf der Leinwand meist viel zu kurz kommen. Stattdessen verliert man sich in Stereotypen und versuchter Diversität und lässt außer Acht, wer die beliebten Serienfiguren immer waren. Für die verbliebenen Folgen kann man nur hoffen, dass die Verantwortlichen den Turnaround noch schaffen. Spoiler: Nach Folge drei könnte wenigstens die Che-Miranda-Beziehung ein Ende haben.
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