Mit mehr als fünf Millionen Zuschauern war das Kino-Remake "Das perfekte Geheimnis" mit Elyas M'Barek einer der erfolgreichsten Kinofilme des Jahres 2019. Bei einem gemeinsamen Abend legten darin sieben Freunde ihre Mobiltelefone auf den Tisch - und versprachen, alle eingehenden Nachrichten und Anrufe während des Essens den anderen mitzuteilen.
In der neuen Ausgabe der "Carolin Kebekus Show" nahm die Comedienne das Setting zur Vorlage für einen aktuellen Sketch. Hier sind es vier Freunde, die sich zum Abendessen treffen - und ebenfalls ihre Handys auf den Esstisch legen. Nicht um Indiskretionen zu teilen, sondern als Ausweis der edlen Gesinnung. Denn es ist ja gerade Fußball-WM, und als aufgeklärter Bürger ist es doch selbstverständlich, das Turnier in dem Wüstenstaat zu boykottieren. "Sorry, aber wer die WM guckt, dem ist doch nicht mehr zu helfen, oder?", sagt die von Kebekus gespielte Gastgeberin.
Carolin Kebekus zur Frage: Darf man die Fußball-WM gucken?
Vordergründig willigen alle ein. Das Problem dabei: Gerade spielt Deutschland, und eigentlich würden die Gäste gerne wissen, wie die Partie verläuft. Doch der moralische Druck ist hoch: "Findest du es jetzt okay, dass tausende Arbeiter für dein Vergnügen gestorben sind?" Mit diesem Rigorismus werden alle Gäste auf Linie gebracht.
Durch die Wände der Nachbarn dringt das Spiel jedoch in die Wohnung der vier edlen Boykotteure - und zwei der vier Gäste müssen ganz dringend zum Rauchen auf den Balkon. Von dort aus verfolgen Sie das Spiel in der Nachbarwohnung - nicht ohne sich gleichzeitig über die Bewohner zu erheben: "Die gucken einfach so das Spiel. So wenig Rückgrat musst du erstmal haben."
Das Spiel ist allgegenwärtig, die Gäste können sich kaum auf das Abendessen konzentrieren. Eine Freundin geht sofort wieder raus um die nächste Zigarette zu rauchen. Was zu Spannungen führt: "Du warst doch gerade rauchen!" - "Bist du jetzt meine Mutter, oder was?"
Doch auch bei der von Kebekus gespielten Gastgeberin zeigt die Fassade Risse: "Wo ist denn euer Sinn für Menschlichkeit geblieben - und warum sagt mir eigentlich niemand wie's steht?"
Der Abend wird doch noch ein Erfolg - denn es steht 3:0 für Deutschland. Am Ende sitzen alle glücklich vor dem Fernseher und reden sich ihr Einknicken schön: "Vom Nichtgucken werden die Arbeiter ja auch nicht lebendig" - "Aber morgen boykottieren wir wieder: Da spielt Uruguay gegen Südkorea."
Mit dieser Nummer hat Carolin Kebekus die Scheinheiligkeit in vielen Debatten über Fußball überzeugend nachgezeichnet. Nur in zwei Punkten liegt sie weit daneben: Nicht nur dass Deutschland sein Spiel 3:0 gewonnen hat ist fern jeder Realität. Und dass ausgerechnet Julian Brandt der dreifache Torschütze sein soll, verrät vermutlich mehr über die Vorlieben der Comedienne als über die Weltmeisterschaft.