Roger Federer hatte in Wimbledon gerade einen neuen Rekord aufgestellt, da war zumindest auf Twitter schon wieder eine andere Sache Thema: Die BBC hatte kurz nach dem Tennismatch den ersten Trailer für die neue Staffel "Doctor Who" ausgestrahlt. Mit Spannung warteten die Fans darauf, wer der 13. Doktor in der Geschichte der Mystery-Serie wird - und sie bekamen eine kleine Sensation geliefert.
Seit 53 Jahren waren nur Männer Doctor Who
Erstmals wird mit der britischen Schauspielerin Jodie Whittaker eine Frau die Titelrolle übernehmen. Eine Veränderung, die bei den Fans starke Emotionen hervor rief: Bisher verkörperten seit 53 Jahren nur Männer den in Großbritannien sehr beliebten Zeitreisenden Doctor Who. Bis vor kurzem hatte Whittakers Kollege Peter Capaldi die Rolle inne, insgesamt gab es zwölf männliche Doctor Whos.
Viele Fans begrüßten die Neuerung und freuen sich auf Whittaker, die aus der Serie "Broadchurch" bekannt ist. Doch es gab auch sexistische Kommentare, die sich eine Frau als Superheldin nicht vorstellen können.
"Doctor Who ist jetzt eine Frau. Sie wird in sechs Monaten in Elternzeit gehen und und in Teilzeit nur während der üblichen Arbeitszeiten zurückkommen", ätzte eine Twitter-Userin zum Beispiel vollkommen zusammenhanglos. Ein anderer forderte gar, Miss Marple, "Sex and the City" und Lara Croft mit Männern zu drehen zum Ausgleich - und merkte gar nicht, dass es das schon zuhauf gibt. Eine Twitter-Userin erinnerte ihn dann an Inspektor Poirot, die Show "Entourage" oder Indiana Jones:
Die herablassenden Kommentare spiegeln die Realität in den Mainstream-Medien wider, wo Frauen häufig unterrepräsentiert sind. Und das nicht nur bei der BBC: Erst in der vergangenen Woche wurde wieder eine Studie vorgestellt, wonach im deutschen Fernsehen im Schnitt auf zwei Männer eine Frau kommt. Im non-fiktionalen Bereich sieht es sogar noch schlimmer aus: 80 Prozent aller Moderatoren und Experten im TV sind in Deutschland männlich.
Jodie Whittaker versucht, die Angst zu nehmen
"Doctor Who" läuft in Großbritannien seit 1963 und gilt damit als am längsten laufende Science-Fiction-Serie weltweit. Umso schöner, dass ein TV-Dinosaurier wie diese Serie nun fortschrittlich denkt. "Ich möchte den Fans sagen, dass sie keine Angst vor meinem Geschlecht haben müssen. Es sind spannende Zeiten und 'Doctor Who' steht für alles, was an Veränderung aufregend ist. Die Fans haben schon so viele Veränderungen durchgestanden und das ist nur eine neue, andere, die keine Angst machen soll", sagte Jodie Whittaker der BBC.
Und es scheint zu wirken: Mittlerweile finden sich sogar unter den Anti-Hashtag "#NotMyDoctor" auf Twitter mehr positive als negative Kommentare.