Dschungelcamp, Tag 1 Wampen, Waschzwang, Weinkrampf

Von Ingo Scheel
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Dschungelcamp, Tag 1: Beim Einzug müssen alle Prominente in eine Dschungelprüfung. Dabei outet sich Sarah Joelle Jahnel als kleine Denkerin, Kader Loth zeigt, dass sie nicht alle Aufgaben auf Anhieb versteht und Markus Majowski überrascht mit einer Selbsteinschätzung. Auf Twitter haben die Dschungelcamp-Zuschauer jedenfalls eine Menge Spaß und haben bereits ihr Traumpaar des Dschungels auserkoren. Darin spielt Alexander "Honey" Keen eine Rolle, die er sich wohl nicht selbst zugeschrieben hätte.
Vollzugmeldungen wie beim Speed-Dating: Hanka Rackwitz heult, Malle-Jens zeigt seine Möpse und Gina-Lisa stöhnt über ihren Prozess. Ein bisschen mehr Vorspiel wäre auch ganz nett gewesen.

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne? Tausche Schaudern gegen Zauber - und du bist im Dschungelcamp. Im Situation Room der deepen Gefühle. Am Beckenrand des Primetime-Bällebads und das schneller, als einem lieb ist. Neue Staffel, neues, nun ja, Glück, neue Kandidaten, deren Personalbogen man sich am besten ganz am Anfang widmet, wenn so eben noch Zeit ist, bevor Fischmüll, Würmer und Lebensbeichten zum Wiederkäuen freigegeben werden.

Und dass das diesmal ratzfatz geht, ahnt man schon, als Florian Wess am Strand dem Jeep entsteigt und Alexander "Honey" Keen noch vor dem Handschlag die Meinung geigt, wie unangenehm geil der drauf wäre. Will ja wohl nur "famous" werden und zeigt dafür sogar seinen "Prügel" und das, obwohl er einen Bachelor hat. Muss man sich mal vorstellen. Kennenlern-Treff in der Beachbar war angesagt und Malle-Jens hatte kaum das Schirmchen aus dem Cocktail gezogen, da klagte Herr Keen schon über Schmutz in seinem Honigtöpfchen. Punktsieg für Florian Wess, den Hobby-Botoxikologen, der immer ein wenig aussieht, als hätten optimistische Waldorf-Schüler aus einer Portion Fimo den jungen Wolfgang Joop gebastelt.

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Die Nacktmasche der Dschungelfrauen

Malle-Jens schwört, "nicht auf Titten zu glotzen"

Aber bleiben wir bei der Mannschaftsaufstellung: Da wäre die Frau, deren Name klingt, als würde eine Ruhrpott-Mutti vom Fensterbrett aus nach ihren Kindern rufen - Sarah! Joelle! Jahnel! Ihr rührendes AdHoc-Geständnis: Ich habe keine Fans. Dafür heißt ihre beste Freundin aber wenigstens Micaela Schäfer. Kurz vor dem Start des Camps hatten Aufnahmen der beiden aus dem Fitnessstudio die Runde gemacht, bei der die Girls aussahen, als würden sie jeden Moment auf den Fußboden defäkieren. Vielleicht nicht die schlechteste Vorbereitung auf die sanitären Verhältnisse im Camp. Im ersten Gespräch mit Malle-Jens jedenfalls schwärmt Sarah von den Vorzügen ihrer ach so echten Hupen. Kaltstart galore - und mit dem Schwur des massigen Malle-Manns, "nicht auf Titten zu glotzen" - außer die eigenen - war es damit sofort vorbei. Bleibt abzuwarten, ob er wenigstens mit "Charmantität" punkten kann.

Mit Punkten kennt Thomas Häßler sich gut aus, hält aber, bis auf ein angemüdetes "Jetzt geht es los" und ein Beinah-Erbrechen bei der Dschungelprüfung, den Ball noch ausgesprochen flach. Etwas, das man auch von Nicole Mieth sagen könnte, die sich die Kräfte, so scheint's, gut einteilen möchte und lieber erstmal ein lauschiges Plätzchen unter dem Radar bezieht.

Schmutz im Wassereimer und Markus Majowski streikt

Markus Majowski dagegen fängt Sätze gern mit "Ich bin ein Mensch…" an und wen das bereits nervt, der ahnt noch nicht, dass MM im Verlauf der Sendung wie Donald Duck quaken wird, sich bei Würmern entschuldigt und kurz nach der Verlautbarung, dass er alles ganz ruhig angehen wird, schon den ersten Streik ausruft. Da ist Schmutz im Trinkwasser-Eimer, das möge gereinigt werden - aber zackig! Zackig, sage ich! Das mit der Sollbruchstelle ging, wie überhaupt bei so einigen an diesem ersten Tag, auch in diesem Fall ziemlich schnell. Frau Menke, die Alte Deutsche Welle, nuschelt ihr Credo "Live for Love" in die Welt und rutscht beim Rückwärts-Buchstabieren direkt in die nächste Pflegestufe. Marc Terenzi hat "nik bisalt, nik sei Wohnung, nik sei Audo" und kann sich wohl auch die Untertitel nicht leisten und Hanka Rackwitz, die "Big Brother" tatsächlich noch verwaschener ausspricht als Verona Feldbusch, wirft mental umgehend alles von sich: "Ich weiß überhaupt nicht, wer ich bin".

Ein Umstand, den der geneigte Zuschauer so oder ähnlich beim Betrachten des diesjährigen Casts bestimmt nachvollziehen kann: Keine lux-starken Lichtgestalten aus der Geronten-Hall of Fame, stattdessen mit sieben von zwölf Bewohnern ein Anteil an Reality-TV-Adepten jenseits aller Obergrenzen. Nach "Adam & Eva", "mieten - kaufen - wohnen", "Goodbye Deutschland", "Breit auf Bewährung" (fiktiv) und "Nackt im Amt" (auch ausgedacht, bitte nicht in der Programm-Zeitschrift suchen) jetzt also das Dschungelcamp - und diese mit allen Wassern gewaschenen Schauspieler-Darsteller schlüpfen in ihre Rollen wie der Chirurg in den gepuderten OP-Handschuh: Majowski, der immer ein bisschen wirkt, als hätte man Hubert Kah für ein Vorsprechen zu "Fitzcarraldo 2" geduscht und schick angezogen, und sein Dreckwatergate hätten gut und gern auch gescripted sein können. Dass ausgerechnet Hanka, von Waschzwang und Anfassphobie geschüttelt, nach wenigen Stunden nicht nur psychotische Tränen, sondern auch Blut vergießt und Gina-Lisa, als hätte sie daheim eine Wette laufen, schon am ersten Abend das Leid ihres Vergewaltigungsprozesses in den australischen Nachthimmel schluchzt, versalzen dem geneigten Connaissseur in einer Art Früh-Klimax schon ein wenig die Urwaldsuppe. Alles zu erwarten, alles wie auf Knopfdruck, kein Vorspiel, "kein surprise" (mit Terenzi-Stimme sprechen).

Wenn, ja, wenn da nicht auch die beiläufig eingestreuten Glanzlichter am Bildschirmrand gewesen wären: Wie etwa Laber Kot, Verzeihung, Kader Loth, immer und immer wieder nach dem Kandidaten für die Dschungelprüfung fragt und auch die x-te Antwort unvernommen an ihrem vorplastinierten Haupt vorbeiziehen lässt, das atmet die surreale Klasse eines Dramas von Harold Pinter. Für sein ohne mit der Wimper zu zucken dargebotenes "Ich bin ein trockener Alkoholiker"-Geständnis verdient sich Majwoski mindestens einen Ehren-Getränkebon und Marc Terenzi lässt mal eben so mir nichts, dir nichts vom Stapel, dass er Trump gewählt hat. Make Privatinsolvenz Great Again. Yes, we can. Nicht minder packend und in Teilen dem guten Florian Wess fast einen menschlichen Zug gebend ist dessen Wunsch, hier zu gewinnen, denn "ich habe noch nie etwas gewonnen, nicht einmal ein Rubbellos". Schnief.

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So heiß trainieren Micaela Schäfer und Sarah Joelle Jahnel für den Dschungel

Bisher taugt kein Kandidat zum Dschungelkönig

Wie schön auch zu sehen, dass es auf der Tombola der RTL-Weihnachtsfeier augenscheinlich Ponchoblusen aus dem Fundus des "Winnetou"-Remakes zu gewinnen gab und Sonja Zietlow dabei gleich zwei Mal Glück hatte. Das gesparte Geld hat sie zum Stammfriseur von Marco Reus getragen und auch das steht ihr prima.

Was dagegen noch so gar nicht zu erkennen ist, und da kann Frau Zietlow noch so sehr die Augen zusammenkneifen, ist Dschungelkönigsmaterial. Konnte man im Falle des noch amtierenden Menderes Bagci dessen Krönung schon kurz nach dem Stapellauf der letzten Staffel erahnen, hat sich hier noch keiner hervorgetan. Marc Terenzi hat zumindest schon mal den Duktus drauf: "I Give alles was geht". Mal schauen, ob das reicht.

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Das sind die zwölf Kandidaten des Dschungelcamps 2017

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