Wenn sich Didi Hallervorden, Yanis Varoufakis und Springer-Chef Mathias Döpfner mit einem solidarisieren, muss es schlimm um einen bestellt sein. Andererseits muss Jan Böhmermann in der aktuellen Lage froh sein um jeden Fürsprecher. Denn es hat lange gedauert, bis die Szene aufgewacht ist. Lange Zeit ließ man Böhmermann allein mit der drohenden Klage. Doch jetzt, da sich eine breite Unterstützerfront gebildet hat, scheinen sich die Comedians mit Solidaritätsadressen überbieten zu wollen. Doch auch das Lager der Böhmermann-Skeptiker ist aktiv. Wir geben einen Überblick.
Unterstützer von Jan Böhmermann
Martin Sonneborn: Der Europaparlamentarier und frühere "Titanic"-Chef hat Böhmermann bereits am Tag nach der Veröffentlichung des "Schmähgedichtes" als einer der Ersten öffentlich verteidigt - und seither mit zahlreichen Tweets und Facebook-Postings Stellung bezogen.
Mathias Döpfner: Der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer hat die glühendste Stellungnahme pro Böhmermann verfasst: In einem in der "Welt am Sonntag" publizierten persönlichen Brief brach er eine Lanze für die Kunst- und Satirefreiheit. Seine Solidarisierung mit dem Moderator des "Neo Magazin Royale" ging so weit, dass er bekannte, sich allen "Formulierungen und Schmähungen inhaltlich voll und ganz anschließen und sie mir in jeder juristischen Form zu eigen machen" zu wollen.
Dieter Hallervorden: Wo verläuft die Grenze zwischen Unterstützung und Trittbrettfahrerei? Bei Hallervorden kann man sich da nicht so sicher sein. Zehn Tage nachdem sich Böhmermann mit seinem Schmähgedicht Ärger eingehandelt hatte, versuchte der 80-Jährige auch einen Krümel Aufmerksamkeit abzubekommen - und veröffentlichte das peinliche Lied "Erdogan, zeig mich an".
Oliver Kalkofe: In einem ellenlangen Facebook-Posting äußerte sich am Montagabend auch Comedian Oliver Kalkofe zur Causa Böhmermann. Tenor: "Diese ganze vollkommen absurde Staatsaffäre um die kleine poetische Verbal-Entgleisung des dünnen blassen Jungen weitet sich gerade zu einer der bizarrsten, erschreckendsten und für unsere Meinungs- und Redefreiheit auch gefährlichsten Diskussionen seit langem aus."
Oliver Welke: Er hat selbst eine Satire-Sendung, dennoch dauerte es bei ihm fast zwei Wochen, ehe er sich in den Kreis der Unterstützer einreihte. In der "Bild"-Zeitung attackierte er Kanlzerlin Angela Merkel für ihre Kritik an dem Schmähgedicht: "Ein großer Fehler, der ihr hoffentlich leidtut." Das Verhalten werfe ein "schlimmes Licht auf die Prioritäten von Frau Merkel und überspitzt gesagt über ihr Verhältnis zu den Grundrechten."
Böhmermann-Kritiker
Angela Merkel: Die Bewertung von Satire gehört eigentlich nicht zu den Aufgaben einer Bundeskanzlerin. Dennoch fühlte sich Angela Merkel berufen, Böhmermanns Schmähgedicht zu kommentieren. In einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu bezeichnete Merkel nach Angaben ihres Regierungssprechers die Zeilen als "bewusst verletzend".
Lukas Podolski: 2006 verärgerte Böhmermann Podolski mit seinem im Radiosender "Einslive" ausgestrahlten Satire-Format "Lukas' Tagebuch", wo er den Fußballer als tumben Zeitgenossen darstellte. Zehn Jahre später bot sich dem Nationalspieler endlich die Gelegenheit zur Retourkutsche: "Lieber Jan, wer immer nur auf Kosten anderer austeilt, der kriegt irgendwann den Boomerang zurück", schrieb Podolski auf Twitter.
Michael Hanefeld: Der Medienjournalist der "FAZ" war der erste bedeutende Journalist, der Böhmermann kritisierte. Wobei das Wort fast zu harmlos ist: In seinem Artikel "Dümmer als das Presserecht erlaubt" fiel er am 1. April über den Satiriker her, bezeichnete ihn als "Deppen", dessen Metier nicht die Satire, sondern die Schmähkritik sei, und folgert: "Er reißt das alles mit dem Allerwertesten wieder ein, lässt seinem Sender gar keine andere Wahl, als seinen Beitrag zurückzuziehen und gibt dem türkischen Staatspräsidenten eine Vorlage, wie dieser sie sich nur wünschen kann. So doof muss man erst einmal sein." Später legte er in weiteren Artikeln nach. Da scheint jemand seinen Prügelknaben gesucht und gefunden zu haben.