Im dunkelblauen Anzug mit Krawatte sitzt Jan Böhmermann an einem Schreibtisch, ganz ähnlich wie in seiner Satiresendung "ZDF Magazin Royale". Doch dieses Mal ist es ihm ernst mit dem, was er sagt, auch wenn die einsetzende fröhliche Blasmusik zunächst nicht danach klingt.
"Guten Tag from Germany", beginnt der Satiriker das Video, das er für die Meinungsrubrik der "New York Times" aufgenommen hat. Neun Minuten lang erklärt er darin, warum die AfD bei der kommenden Bundestagswahl in Deutschland jede fünfte Stimme holen könnte.
Deutschland sei nicht nur gut darin, lange, komplizierte Wörter zu erschaffen, sondern auch darin, Nazis zu erfinden, sagt Böhmermann. Er stellt die Partei vor, inklusive des AfD-Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Björn Höcke, der laut Böhmermann "Hitleresque" klingt – das sei "Französisch für leicht besorgniserregend". Eingeblendet wird ein kurzer Ausschnitt von Höckes Rede, in der dieser "eine 180-Grad-Wende in der Erinnerungskultur" forderte.
Sollte der Rest der Welt besorgt über ein faschistisches Comeback Deutschlands sein?, fragt sich Böhmermann daraufhin, um die Frage sogleich selbst zu beantworten: "Jawohl."
Jan Böhmermann: "Nie wieder" zu leerer Phrase verkommen
Auch lässt es sich der Comedian nicht entgehen, für die englischsprachigen Zuschauer das Zitat des AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland zu übersetzen, der meinte: "Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte."
Und er zeigt, wie AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel im Gespräch mit Elon Musk Hitler einen "Kommunisten" nannte. Ebenso blendet er Elon Musks Armbewegung bei US-Präsident Donald Trumps Vereidigung ein, die verdächtig nach einem Hitlergruß aussah.
Deutsche hätten so oft von "Nie wieder" gesprochen, dass es zu einer leeren Phrase verkommen sei, sagt Böhmermann. Das mache sich nun die AfD zunutze – ebenso wie Elon Musk. "Sie können Nazi-Dinge sagen und machen, solange sie aggressiv zurückweisen, dass irgendjemand jemals ein Nazi war", sagt Böhmermann. "Egal, was wir tun, Deutsche können nicht wieder Nazis werden."
Er beendet den eindringlichen Meinungsbeitrag mit einer Anspielung auf Trump – "They just want Germany to be great again" – und endet mit den Worten: "And that’s why now, in Germany the Kacke ist am Dampfen."
