Die letzten paar Minuten einer jeden Nachrichtensendung gehören traditionell den Meteorologen. Nachdem in den News die Vergangenheit dokumentiert und berichtet wurde, sind sie die einzigen, die dort über die Zukunft sprechen, philosophiert Jan Böhmermann in seinem "ZDF Magazin Royale".
"ZDF Magazin Royale": Jan Böhmermann nimmt sich Wettergipfel vor
In seiner neuen Sendung nimmt sich der Satiriker die Wetterfrösche des deutschen Fernsehens vor. Sie sind die Spaßvögel der Berichterstattung, so Böhmermann. "Aber seriös und unabhängig. Oder?", fragt er in die Kamera und direkt ist klar, worauf "Böhmi" hinauswill.
Es dauert aber noch etwas, bis der Satiriker richtig mit der Sprache rausrückt und die deutschen Wetterexperten unter die Lupe nimmt. "Seit 17 Jahren gibt es den Internationalen Wettergipfel in Tirol", sagt er und blendet anschließend diverse Clips ein, die TV-Wetterexperten vor Ort in den Bergen bei der Berichterstattung zeigen. Einmal im Jahr treffen sich in der Tiroler Berglandschaft Experten aus Deutschland und auch anderen Ländern. "Aber warum findet der Internationale Wettergipfel immer in Tirol statt?", fragt Böhmermann in die Kamera. Die Antwort liefert er gleich mit.
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Regelmäßiges Treffen in Tirol
Organisiert wird das Treffen von einer Tiroler PR-Agentur gemeinsam mit der Tourismusmarketing-Organisation "Tirol Werbung" und der jeweiligen Region. Aber nicht nur das: Den anwesenden Gästen wird vor Ort viel geboten. Unterkunft, Speis und Trank, aber eben auch die Möglichkeit, von schönen, verschneiten Locations aus zu senden. Dafür müssen sie bis auf ein Mikrofon mit Senderlogo nichts mitbringen.
Es sei fast schon eine "Fernsehwerbekampagne, von der seit 17 Jahren niemand weiß, dass es sie gibt", mutmaßt Böhmermann. Denn die Experten und Expertinnen – das belegt Böhmermann anhand mehrerer Clips – moderieren vergnügt vor Schneekulisse und Ischgl-Logos, schwärmen von der tollen Region und loben den pudrigen Schnee. "Schleichwerbung, das ist es", urteilt er. Und dabei versuchen die hinter dem Wettergipfel stehenden Unternehmen gar nicht einmal, das zu verbergen.
"Der Internationale Wettergipfel ist aufgrund seiner Reichweite und seiner Glaubwürdigkeit ein wichtiger Baustein in unserer Kommunikation. Wenn sich jährlich über 30 Wettermoderatoren in Tirol treffen und zum Teil sogar live aus unserem schönen Land berichten, dann ist das ein unbezahlbarer Imagewert für das Tourismusland Tirol", zitiert Böhmermann die PR-Agentur.

Für das "ZDF Magazin Royale" und Jan Böhmermann ist klar: Mit den Regeln des Medienstaatsvertrags, der für Öffentlich-Rechtliche wie auch für private Sender gilt, ist der Wettergipfel nicht vereinbar. Denn darin stünde schließlich, dass Werbung jeder Art gekennzeichnet werden müsse.
Auch in diesem Jahr findet der Wettergipfel wieder in Tirol statt. "Wie wär's denn mal mit einem Locationwechsel?", fragt Böhmermann am Ende seiner Sendung. "Warum nicht mal ein Wettergipfel vom brennenden Brocken? Oder aus dem ausgetrockneten Sizilien? Oder aus dem überfluteten Bayern?" Dort könnten die Wetterfrösche immerhin das wohl pressierendste Thema für sie behandeln: den Klimawandel.
Quelle: "ZDF Magazin Royale"