1985 soll Jens Söring die Eltern seiner damaligen Freundin, der kanadischen Studentin Elizabeth Haysom, in deren Haus im US-Bundesstaat Virginia ermordet haben. Der deutsche Diplomatensohn legte nach seiner Festnahme zunächst ein Geständnis ab, zog dieses später aber wieder zurück. Dennoch wurde er zu zweimal lebenslänglich verurteilt. Bis heute bestreitet Söring, der 2019 auf Bewährung freikam, die Tat.
Das tut er auch in der neuen Netflix-Dokumentation "Der Fall Jens Söring – Tödliche Leidenschaft". Seit dem 1. November sind bei dem Streamingdienst die vier Folgen zu sehen, die sich mit dem Mord, dem Prozess und Sörings persönlicher Sichtweise befassen. Söring kommt darin selbst zu Wort, trotzdem ist der 57-Jährige mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. In einem Interview mit dem "Focus" fällt er ein vernichtendes Urteil. Unter anderem sagt Söring über die Dokumentation: "Dieses Machwerk ist wahrlich nicht zufriedenstellend."
Jens Söring über Netflix-Doku: "Ergebnis enttäuschend"
Er habe gehofft, dass seine Geschichte "wahrheitsgemäß erzählt wird", erklärt Söring, der seiner Ansicht nach mehr als 30 Jahre lang unschuldig in den USA im Gefängnis saß. Das allerdings sei in der Doku nicht passiert. "Ich habe mein Leben jener TV-Produktionsfirma aus Köln anvertraut, die für Netflix die Serie gedreht hat. Diese Fernsehmacher haben das nicht gut gemacht. Für mich ist das Ergebnis enttäuschend", beschwert sich Söring.
Vor allem das Ende der Doku beschreibt er als "besonders krude": Dort werde in den Raum gestellt, dass Söring den Mord an den Eltern seiner Freundin gemeinsam mit seiner Freundin begangen haben soll. Diese Version der Geschichte hätten bisher aber weder Ermittler, Staatsanwälte noch der Richter aufgestellt, betont Söring. "Auch gibt es null Beweise für diese Annahme. Das ist schlichtweg falsch", sagt er in dem Interview. Zur Tatzeit habe er sich viereinhalb Autostunden von dem Haus entfernt befunden.
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Söring wurde 1990 von einem Gericht in Virginia verurteilt. Zu den vorgelegten Beweisen gehörte unter anderem ein blutiger Sockenabdruck am Tatort, der mit Sörings Fuß übereinstimmte. Außerdem wurden Blutflecken seiner Blutgruppe entdeckt. Die Geschworenen glaubten seiner Ex-Freundin, die ihn mit ihrer Aussage belastete. Über viele Jahre kämpfte Söring darum, seine Unschuld zu beweisen. 2019 kam er auf Bewährung frei und wurde nach Deutschland abgeschoben. Die Verurteilung gegen ihn zählt zu den meistdiskutierten Fällen, weit über die USA hinaus. Söring selbst hat einige Bücher geschrieben.