Der seit Jahrzehnten wegen eines Doppelmordes in den USA inhaftierte Jens Söring soll aus dem Gefängnis entlassen und nach Deutschland abgeschoben werden. Das entschied das für Begnadigungen im Bundesstaat Virginia zuständige Gremium, wie Gouverneur Ralph Northam am Montag (Ortszeit) mitteilte. Der 53-Jährige solle der Einwanderungspolizei übergeben, abgeschoben und mit einem Wiedereinreiseverbot belegt werden. Einen Antrag auf umfassende Begnadigung lehnte Northam auf Grundlager einer Empfehlung des Gremiums dagegen ab.
Der Mordfall hat in den USA und in Deutschland viel Aufmerksamkeit erregt. Söring hat im Gefängnis mehrere Bücher geschrieben. 2016 erschien der Dokumentarfilm "Das Versprechen" über den Fall.
Jens Söring beteuert bis heute seine Unschuld
Der damals 18-jährige Söring soll 1985 als Stipendiat an der Universität von Virginia die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom ermordet haben. Er wurde später in Großbritannien festgenommen und nach einem Rechtsstreit, der auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beschäftigte, an die USA ausgeliefert. Dort wurde er wegen zweifachen Mordes zu zwei Mal lebenslanger Haft verurteilt.
Söring hatte die Tat zunächst eingeräumt, sein Geständnis später aber widerrufen. Er erklärte, das Geständnis nur abgelegt zu haben, um Haysom vor der Todesstrafe zu bewahren. Er sei fälschlicherweise davon ausgegangen, als Sohn eines deutschen Diplomaten diplomatische Immunität zu genießen. Söring beteuert bis heute seine Unschuld und behauptet, Haysom habe ihm die Tat gestanden, er selbst habe keine Beziehung zu den Opfern gehabt.

Haysom hatte sich nach der Festnahme von Söring getrennt und erklärt, er habe ihre Eltern getötet. Sie sagte gegen ihn aus und bekannte sich selbst lediglich der Beihilfe zum Mord schuldig. Die gebürtige Kanadierin wurde daraufhin zu 90 Jahren Haft verurteilt. Sie soll nun ebenfalls aus dem Gefängnis entlassen und in ihr Heimatland abgeschoben werden.