Er wurde wegen Mordes an den Eltern seiner einstigen Freundin Elizabeth Haysom zu zweimal lebenslänglich verurteilt. 33 Jahre lang saß Jens Söring in einem US-Gefängnis ein, jetzt wurde er nach langen Bemühungen vorzeitig auf Bewährung entlassen und von den USA abgeschoben. Zurück in Deutschland wird der 53-Jährige trotz seiner Verurteilung angesichts seiner langen Haft ein freier Mann sein.
Mit dem United-Airlines-Flug UA 932 landete er nach sieben Stunden Flug am Vormittag in Frankfurt/Main. In einem ersten Statement auf dem Rhein-Main-Airport sagte Söring: "Das ist der schönste Tag in meinem Leben."
"Erst einmal psychologisch und emotional in diesem Land ankommen"
"Ich freue mich so sehr, endlich wieder in Deutschland zu sein. Ich bin so froh", sagte Söring weiter, der sichtlich entspannt wirkte. Er dankte vor allem seinen deutschen Unterstützern, die er zum Teil zum ersten Mal persönlich traf. Mancher hätte sich praktisch als Fulltime-Job für ihn eingesetzt. "Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich nun erst einmal psychologisch und emotional in diesem Land ankommen muss."

Er werde sich zunächst zurückziehen, Familie und Freunde treffen. "Bitte geben Sie mir etwas Ruhe, um hier anzukommen", richtete er sich an die zahlreichen Medienvertreter am Frankfurter Airport, kündigte dann aber auch an: "Ich werde dann wieder auf sie zukommen." Auf Nachfrage richtete Söring zudem einen Dank an seine amerikanischen Unterstützer, "viele von ihnen Polizisten". Auch ihr Einsatz habe dazu geführt, dass er nun in Deutschland leben könne. In die USA darf Jens Söring nicht wieder einreisen.
Freunde und Unterstützer hatten Söring zuvor mit Applaus und großer Freude in Empfang genommen. Laut dem Sprecher des Unterstützerkreises, der auch einen Twitter-Account auf den Namen "Jens Söring" betreut, sei alles für die Ankunft Sörings vorbereitet. Eine Wohnung, ein Handy und auch Kleidung seien vorhanden, sagte der Sprecher dem TV-Sender RTL. Auch die Wiesbadener Anwältin Karoline Rüsch war zum Flughafen gekommen. Sie pflegt nach eigener Aussage seit 2010 eine Brieffreundschaft mit ihm. "Ich habe an dieses Wunder, was hier gleich passiert irgendwie nicht mehr geglaubt, es ist das schönste Weihnachten für mich, seit ich ihn kenne."
Jens Söring muss Leben in Freiheit neu erlernen
Nach Einschätzung des Sozialwissenschaftlers und Autors Bernd Maelicke steht Söring nun erneut eine schwere Zeit bevor. Er werde nach seiner langen Zeit in Haft neu lernen müssen, in der Freiheit zurechtzukommen. "Er muss nicht resozialisiert werden, sondern sozialisiert werden. Er muss Lebenstechniken und Verhaltensweisen lernen, um in dieser Gesellschaft draußen zu überleben", sagte Maelicke der Deutschen Presse-Agentur (DPA). "Das ist wie bei einem kleinen Kind - zu lernen, wie ist das mit den Verkehrsregeln, mit dem Internet, wie das mit Smartphones funktioniert." Er rate Söring, sich dafür die Hilfe eines Coachs zu suchen. Als der Rückkehrer zuletzt in Deutschland war, stand die Mauer noch und die gesamte Digitalisierung stand noch bevor.
Den jahrzehntelangen Aufenthalt im US-Gefängnis müsse Söring erst einmal verarbeiten, sagt Maelicke, der auch Gründungsdirektor des Deutschen Instituts für Sozialwirtschaft ist. "Das ist mit der schlimmste Knast, den man sich vorstellen kann, da ist Gewalt, da sind Drogen, das sind Vergewaltigungen." Mit diesen Erfahrungen und diesen Eindrücken müsse er ein Leben lang leben - sowohl körperlich als auch psychisch. Aber dass sich Söring in solch einem Umfeld nicht habe unterkriegen lasse, zeuge von dessen Stärke.
Täterprofil deutet auf Frau als Täterin hin
1990 wurde der Sohn eines deutschen Diplomaten wegen des brutalen Doppelmordes an Derek und Nancy Haysom im US-Staat Virginia zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Zunächst hatte er die Morde gestanden, wie er beteuerte aus Liebe zu seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom, die er vor dem elektrischen Stuhl habe bewahren wollen. Haysom, eine Kanadierin, gestand die Verwicklung in die Morde, belastete Söring jedoch schwer. Dass der Deutsche dann sein Geständnis widerrief, hielten die Richter nicht mehr für glaubwürdig. Elizabeth Haysom wurde wegen Beihilfe zum Mord zu 90 Jahren Haft verurteilt. Zweifel an den Urteilen nährt ein seinerzeit erstelltes Täterprofil, dass auf eine Frau mit engen Beziehungen zu den Opfern als Täterin hinweist - und somit eindeutig gegen Söring.
Quellen: Nachrichtenagentur DPA, RTL