Neuauflage von "Dinner for One" Joko und Klaas mit "Silvester für Eins": Same procedure as every year? Eher nicht!

  • von Andrea Zschocher
Joko Klaas Szene aus Silvester für eins
Silvester für eins: Ein Klassiker der Fernsehgeschichte als Joko&Klaas-Remake
© ProSieben
Joko und Klaas spielen in „Silvester für Eins“ betrunken an der Humorgrenze. Das reicht leider nicht für eine neue Tradition.

Traditionen sind wichtig. Wohl auch deswegen schauen sich Leute seit Jahren jedes Silvester erneut "Dinner for One" an. Läuft ja rauf und runter an diesem Tag und jedes Mal, wenn Butler James über den Tiger stolpert, ist es ja irgendwie doch auch ganz amüsant. Joko und Klaas haben ihre letzte "Joko und Klaas gegen ProSieben"- Sendung verloren und mussten, durften, sollten deswegen "Dinner for One" nachdrehen. Nur, dass es aus markenschutzrechtlichen Gründen nicht so heißen darf sondern stattdessen "Silvester für Eins". Aber sonst sollte alles möglichst originalgetreu sein, vom schwarz-weißen Set bis zur Maske, die die Haut der beiden merkwürdig grau schminkte, um den Schwarz-Weiß-Effekt zu erzielen. Das allein war irgendwas zwischen lustig und befremdlich und sorgte dafür, dass man zumindest interessiert weitergucken wollte.

Laienhaftes Schauspiel bei Joko und Klaas

Sagen wir so: Das Stolpern über den Stofftiger hat geklappt. Joko als James und Klaas als Sophie haben alles gegeben, um den Eindruck zu erwecken, sich ganz im Stil von "Dinner for One" ordentlich einen hinter die Binde zu kippen. Ist es glaubhaft, dass die beiden wirklich Wein, Schampus und Negronis in sich reinschütten, während sie drehen? Natürlich nicht. Aber meine Güte, es ist Silvester, noch dazu ein weiteres Mal in der Corona-Pandemie und ein bisschen Lachen und übertriebene Heiterkeit stört da eigentlich niemanden. Wir haben uns doch ein bisschen Leichtigkeit verdient in diesen tristen Zeiten.

Feiern wir die Feste also wie sie fallen und lassen uns auf dieses Schauspiel ein, bei dem zwei Männern laienhaft nachspielen, wie sie glauben, dass sich Betrunkene verhalten, während die Produzenten dieses Spektakels, Thomas Schmitt und Jakob Lundt, so tun, als würden sie an ihren Stars verzweifeln. Das vielleicht schönste Zitat des Abends dazu kam von Thomas Schmitt: „Lass' laufen, das wird in den Müll geschmissen, bevor es an den Schnittplatz kommt.“ Wurde es selbstverständlich nicht, weil die Szenen so schlecht waren, dass es im Gesamten dann doch schon wieder fast unterhaltsam ist. Es lustig zu nennen, wäre übertrieben, aber ja, es gab schon die Möglichkeit zu schmunzeln.

Schweinepanda und Lampen an

Moderator Steven Gätjen ließ einen vom Schweinepanda träumen, so merkwürdig sah er mit seiner grauen Schminke im Gesicht aus, bei der die Augenpartie ausgespart wurde. Für die Produzenten war Steven angeblich der „Hoffnungsschimmer“, aber das ist er ja irgendwie in jeder Moderation, die Joko, Klaas und ihn betreffen. Einer von dreien muss einfach weniger durchgeknallt sein als der Rest. Natürlich wurde "Silvester für Eins" zur Tour de Force, weil Joko und Klaas, einmal von der Leine gelassen, einfach machten, was sie wollten. „Ich hab' die Lampen an“, jammerte Klaas und erst da kam Thomas Schmitt auf die Idee vorzuschlagen, die „alkoholischen Getränke vielleicht auszutauschen“. Als hätte da im Vorfeld niemand drüber nachgedacht oder sich Schauspieler Freddie Frinton, der Butler James bei "Dinner for One" verkörperte, damals wirklich betrunken.

"Trink aus, ich will bumsen"

Heufer-Umlauf wollte aus seinem Herzen "keine Mördergrube" machen und gab zu: "Ich bin wirklich ein bisschen angetütert." Aber so spielt sich so ein Onetake ja eigentlich auch viel besser. Ein bisschen Gemurmel hier, ein bisschen lautes Gelache da, dazwischen scheinbar verzweifelte Produzenten, zack, 30 Minuten um. „Trink aus, ich will bumsen“ beendete Klaas dann irgendwann „Silvester für Eins“ und händchenhaltend verließen die beiden das Studio. Tschüss dann auch.

Es sei, so Thomas Schmitt nach Beendigung der Dreharbeiten ein "trauriger Tag für die Unterhaltungsindustrie" gewesen. Och, geht so, wenn man sich das Jahr 2021 im Gesamten betrachtet, dann hat Fernsehdeutschland sehr viel mehr Mist produziert als diesen harmlosen Sketch zum Jahresende. Wird "Silvester for One" zur "same procedure as every year"? Wohl eher nicht. Aber das Making of, das es von dieser Sendung ganz sicher gibt, ist bestimmt auch im kommenden Jahr noch einen kleinen Lacher wert.

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