Katzenberger-Hochzeit Schmatz, Schatz! Die Katze küsst ihren Prinzen

  • von Mark Stöhr
Rosa Romantik mit Werbeunterbrechungen: Daniela Katzenberger bekam ihre Traumhochzeit und Lucas Cordalis machte alles mit. Heimlicher Gewinner des Spektakels war ein Krisenkandidat: die Kirche.

Das war so emotional. Wie die Braut in einer weißen Kutsche vorfuhr. Gänsehaut, Gänsehaut, Gänsehaut. Wie sie den rosa geteerten Weg zur Kapelle hochschritt, richtig royalmäßig. Gut, die Katzenberger hatte den Brautstrauß vergessen, und ihr Stiefvater Peter trat ihr pausenlos aufs Kleid. Und eigentlich sollte ihre beste Freundin Melanie die Schleppe tragen, stattdessen machte sich aber die Tante aus dem Brautmodengeschäft am Stoffende zu schaffen, das große Panik-P auf der Stirn, man dachte, gleich bricht sie zusammen.Irgendwann stand die Braut dann endlich vor der Kapelle. Das war unglaublich emotional. Drinnen erwartete sie schon ihr zukünftiger Mann. Lucas würde Sirtaki tanzen vor Freude, wenn er sie sah, so viel war klar. Auch Vater Costa saß bereits in der ersten Reihe. Der Gang des Schlagersängers den Hügel hinauf hatte etwas krumm gewirkt, so als hätte er den Gobelin von Joseph Goebbels auf dem Rücken, den er in den 80er Jahren mal aus der DDR geschmuggelt hat. Wahrscheinlich die Bandscheiben. Und die Katzenberger? Die stand immer noch ante portas. Warten, warten, warten – Werbepause: Schwangerschaftstest, Ladyshaver, Waschpulver, Faltencreme. Ein Schnelldurchlauf durch die Evolution einer Ehefrau.

Daniela im Disneyland

Hätte die Katzenberger einen echten Prinzen geheiratet, wäre die Trauung tagsüber gewesen und vom ZDF übertragen worden. Mit ihrem Traumprinzen langte es nur für RTL2. Aber excuse me, Petersberg? Was für eine Wahnsinnslocation ist das bitte? Die Queen, Clinton, Arafat – alle haben schon da übernachtet. Der Frau vom Schah von Persien liefen auf dem Petersberg mal die Schoßhündchen weg. Die Hochzeit von Michael Schuhmacher fand dort statt – und jetzt eben die vom ehemaligen "Bild"-Girl des Tages.

Um es mit Heidi Klum zu sagen: Es war schön gewesen. Ohne Witz. Daniela im Disneyland, das passte wie Alice auf Bambi. Die 29-Jährige wollte eine Cinderella-Märchenhochzeit und sie bekam sie. Der Kitsch tropfte kübelweise von der Kirchendecke, im Sekundentakt fielen Sätze, bei denen sich einem die Nägel aufrollten. Er zu ihr: "Heute will ich mich dir schenken." Sie zu ihm: "Du kannst nicht meine Sonne sein, denn du bist viel wärmer." Er: "Ich werde dich auf Händen tragen, solange ich Kraft habe." Sie: "Danke, dass du in meine rosarote Welt gekommen bist." Uff.

Als Paul Potts, der ehemalige Handyverkäufer, das "Ave Maria" schmetterte, brachen bei der Katzenberger alle Dämme. Sie hatte sich nur die Schweißdrüsen unter den Achseln botoxen lassen zum Schutz gegen Nässe, jetzt spritzte ihr das Wasser in Sturzbächen aus den Augen. 

Gott freut sich 

Für die Kirche war die TV-Trauung das perfekte Produktplacement. Wie Weihnachten, Ostern und Papstbesuch zusammen. Endlich konnte das Krisenunternehmen seinen Ladenhüter Gott mal wieder in großer Runde präsentieren. Norbert Fink, als "rappender Pfarrer" so eine Art YouTube-Star, packte die Gelegenheit beim Schopfe. Sein Intro war eine klare Ansage : "Wir sind hier in Gottes Namen." Ohne Rücksicht auf Quotenverluste zog er seine Messe durch und las zwischendurch sogar lang und breit aus dem "1. Korintherbrief" vor. Währenddessen malte man sich die fragenden Gesichter der durchschnittlichen RTL2-Zuschauer aus: "Korintherbrief"? Ist das was mit Mystery?

Werbung für die Ehefrau

Fink hat echt Swag, mit seiner Gottesgleichmut und Rockabilly-Attitüde. Großzügig ließ er das wiederholte Geknutsche des Hochzeitspaares vor dem Ja-Wort und dem Ringtausch durchgehen. Rätselhaft blieb sein Satz "Ihr sollt wie eine kostenlose App sein", der aber wiederum ganz gut mit der neuen "Love and Style"-App der Katzenberger korrespondierte. Eine Sternstunde der Fernsehgeschichte war das Vaterunser. RTL2 übertrug zur besten Sendezeit das zentrale Gebet der Christenheit, in voller Länge und ohne Werbeunterbrechung. Hut ab. Pfarrer Fink hat sich eine Privataudienz beim Papst verdient.

Was nicht so lief, waren die musikalischen Einlagen von Costa Cordalis. Der 69-Jährige, von der Schönheitsindustrie übel mitgenommen (seine Frau hat es fast noch schlimmer erwischt), ist ja nicht ohne Grund in Rente. Die Darbietung von "Ich hab' einen weißen Anzug und ich will ihn heute tragen" war noch okay, da Vollplayback. Doch dann sang er zusammen mit Lucas seinen Evergreen "Anita", den er in "Daniela" umgetauft hatte (witzige Idee), leider live. Und das war die Hölle. Doch wie sagte Pfarrer Fink so schön: "Gott freut sich, dass ihr da seid."

stern Logo
stern Logo
So stellt sich die "Katze" ihre Hochzeitsnacht vor

PRODUKTE & TIPPS