Krise des Show-Klassikers Lanz ist das Hauptproblem von "Wetten, dass ..?"

Klar, die Zeit der großen Fernsehshows ist vorbei. Dennoch könnte "Wetten, dass ..?" noch ein paar gute Jahre vor sich haben. Dazu bedürfte es allerdings eines anderen Moderators.

Nach wenigen Minuten ist es zum ersten Mal zu hören, dieses glucksende Lachen. Ein Lachen, das jedem zeigen soll, wie toll die Sendung doch ist und wie köstlich sich der Moderator hier amüsiert. Gerade hat Markus Lanz zur Außenwette nach Südtirol geschaltet, wo der Spaßvogel Elton die Zuschauer mit brüchiger Stimme begrüßt. "War da Alkohol im Spiel", fragt Lanz - und kriegt sich über diesen Spaß gar nicht mehr wieder ein. Wir werden das Lachen an diesem Abend noch sehr oft hören. Meistens ist er der einzige, der gerade wieder irgendwas komisch findet.

Inzwischen ist er zum Hauptproblem von "Wetten, dass ..?" geworden: der übermotivierte Moderator, der immer 120-prozentig dabei ist und allen zeigen will, wie toll die Sendung mal wieder geworden ist. Seine Gäste sind "sensationell", haben "Wahnsinnsgeschichten" zu erzählen. Alles supadupa.

Markus Lanz wirkt immer wie der überdrehte Gastgeber einer Party, die nicht so richtig in Schwung kommen will - und der bei seinen Gästen permanent gute Laune verbreiten möchte. Wer das schon einmal erlebt hat, weiß: Ein solcher Gastgeber bewirkt damit das Gegenteil, er löst bei den Besuchern einen Fluchtreflex aus, denn sie wollen sich am Samstagabend doch einfach nur entspannt amüsieren. Bei den Fernsehzuschauern äußert sich dieser Reflex im Betätigen der Fernbedienung. Seit Markus Lanz die Sendung moderiert, greifen die Zuschauer immer häufiger danach und schalten um - oder gar nicht erst ein.

Gottschalk besticht mit souveränem Conférencier-Stil

Natürlich ist es wahr: Die große Zeit der Samstagabend-Show, die mehrere Generationen vor dem Bildschirm versammelt, sie ist vorbei. Dennoch könnte "Wetten, dass ..?" noch einige gute Jahre vor sich haben. Denn das Konzept ist besser als alles, was sonst bei ARD, ZDF und RTL zu sehen ist. Nach wie vor ist die Sendung für Topstars aus Übersee attraktiv, um reinzuschauen und einen neuen Film oder eine neue Platte zu promoten. Damit das so bleibt, braucht die Sendung aber einen Moderator, bei dem sich Stars wie Zuschauer nicht ständig fremdschämen.

Bei Thomas Gottschalk haben wir uns zu Recht darüber mokiert, dass er sich für seine Gäste nicht interessiert und daher belanglose Interviews führt. Doch wie souverän wirkt sein Conférencier-Stil gegen die verbissene, streberhafte Lanz'sche Art, alles und jeden toll zu finden! "Das ist gut" - rief Markus Lanz begeistert, als ihm Harrison Ford sagte, er rufe sich selbst nicht an. "Das ist gut." Und stieß wieder sein gluckerndes Lachen aus.

Solch peinliche Momente hätte es unter Gottschalk nicht gegeben. Schon allein, weil er bei Fords Antwort gar nicht mehr hingehört hätte. Dennoch wäre seine oberflächliche Moderation und sein weltläufiger Charme genau richtig, um dem Showdino noch ein paar Jahre zu schenken. Es hilft nichts - Thomas Gottschalk muss "Wetten, dass ..?" retten!

Mit diesem Text antwortet der Autor auf seine Kollegin Ulrike Klode, die meint, die Sendung sei am Ende.

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