Während er die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris für die ARD kommentierte, sprach Tom Bartels ein wenig zu oft über das (schlechte) Wetter in der französischen Hauptstadt. Außerdem erkannte Bartels die dreimalige Olympiasiegerin Marie-José Pérec nicht. Es folgte – natürlich – ein Shitstorm im Netz, zu dem der Moderator sogar selbst Stellung bezog. Doch abgesehen von solchen kleinen Rucklern zu Beginn: Das erste Olympia-Wochenende hat gezeigt: ARD und ZDF machen einen super Job, wenn es um die Übertragung geht.
Olympia 2024 bei den Öffentlich-Rechtlichen
Die Lizenz der Spiele hat in diesem Jahr Warner Bros. Discovery, in Deutschland überträgt Eurosport eine Vielzahl von Entscheidungen. Die Öffentlich-Rechtlichen konnten sich immerhin mit einer Sublizenz Rechte sichern. Und zeigen in ihren Mediatheken, wie man Sportübertragung richtig macht.
Nach einem privaten Tennismatch am Sonntagvormittag schaltete ich die erste Runde im Herren-Einzel zwischen Rafael Nadal und dem Ungarn Marton Fucsovics in der ARD ein. Auch wenn mich der Kommentar persönlich etwas ärgerte (Matthias Cammann erwähnte für mein Gefühl ein wenig zu oft, wie weit weg Superstar Nadal mittlerweile von seiner Hochform ist), war das Match der Beginn von einem spannenden Olympia-Nachmittag und Abend. Warum? Weil mir die Mediathek – auch technisch – die Türen zu so vielen verschiedenen Sportarten öffnete. Die Live-Streams machen das einfache und schnelle Zappen möglich. Fast alle Duelle werden von Kommentatoren begleitet. Nachdem Nadal Fucsovics besiegt hatte, war ich angefixt.
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Und so schaltete ich mich durch. Auf einmal fieberte ich beim Kanu-Slalom mit, einem Sport, den ich zugegebenermaßen vorher noch nie auf dem Zettel hatte. Als die Deutsche Ricarda Funk als Letzte im Rennen eine Zeitstrafe kassierte und es deshalb nicht aufs Treppchen schaffte, litt ich vor dem TV mit. Ich schaute außerdem beim Hockey-Match zwischen den Niederlanden und Frankreich rein und sah dann noch, wie die Fechterin aus den USA ihre Gegnerin aus Kanada besiegte. In der Mediathek sah ich, dass auch noch ein Surf-Wettkampf stattfand und schaltete um. Mit ein paar wenigen Klicks fand ich mich in den Wellen von Tahiti vor beeindruckender Kulisse wieder.
Viel Mehrwert und zahlreiche Sportarten
Die erst 15-jährige Surferin Yang Siqi aus China bezwang die Wellen besser als ihre Kontrahentin aus Peru. Zu späterer Stunde gelang Titelverteidiger Alexander "Sascha" Zverev auf dem Court Philippe-Chatrier der Auftaktsieg gegen den Spanier Jaume Munar. Und der Tennisabend war damit noch nicht vorbei. Parallel, auf einem anderen Platz, lief das Erstrunden-Match zwischen dem Deutschen Dominik Koepfer und dem Kanadier Milos Raonic. Eine spannende Partie fand mit einem Tie Break im dritten Satz ein aufregendes Ende. Und somit auch mein Olympia-Sonntag.
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    Das Fazit: Nicht jeder Kommentar ist einwandfrei, aber darum geht es auch nicht. Die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender lässt einen die Spiele live miterleben. Verpasst man doch eine Partie, kann man sie sich nachträglich ansehen. Wer möchte, kann sich so jeden Tag durch das Programm zappen. Fast jede Übertragung wird von einem Kommentar begleitet, was es ermöglicht, selbst Sportarten zu verstehen, mit deren Regeln man sich vorher noch nie befasst hat.
Ohne die unsägliche Diskussion um den Rundfunkbeitrag hier neu beleben zu wollen, sei so viel gesagt: Dafür lohnt sich das Geld!
Während wir in Deutschland oft nur Fußball gezeigt bekommen, ist Kicken bei Olympia fast nur eine Randnotiz. Sehenswert, natürlich, aber eben nur ein Sport von vielen. Das ist der Zauber und das Einzigartige der Olympischen Spiele.
Was heute ansteht? Vielleicht nochmal eine Reise in die Wellen vor Tahiti. Oder zum Rudern ins Wassersportstadion Vaires-sur-Marne. Auf jeden Fall aber nochmal auf den Tennis-Court. Mögen die Spiele so weitergehen!
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