Die Kritik an Markus Lanz' Version von "Wetten, dass..?" war nach der Mallorca-Ausgabe im Sommer vernichtend. Kaum ein TV-Kritiker, der nicht den Tiefpunkt der Samstagabendshow erreicht sah. Nach mehreren Monaten Pause wollte das ZDF am Wochenende in Bremen alles besser machen. Doch auch wenn einige Kritiker Fortschritte ausgemacht haben wollen, bleibt die Grundkritik am Gottschalk-Nachfolger bestehen. Eine Presseschau.
Joachim Huber vom Tagesspiegel beleuchtet zunächst das schlechte Gewissen des Moderators: "Markus Lanz weiß, was er angerichtet hat. Er geht vor dem Publikum in die Knie, entschuldigt sich für seine erste 'Wetten, dass..?'-Saison. Eine 'verspätete zweite Pubertät' nennt er die Ausweitung des ZDF-Klassikers in die Privatfernsehzone hinein. Was da kindisch, ja billig und peinlich war - die pinke Assistentin 'Cindy aus Marzahn' sei stellvertretend für sämtliche Irrungen und Wirrungen genommen - hat den Nachfolger von Thomas Gottschalk zum Sägemehlfresser im Circus Halligalli deformiert und das Format beschädigt. Aber das ZDF hat gelernt." Fazit: "Sie (die 207. "Wetten, dass..?"-Ausgabe, Anm. d. Red.) ist, immerhin, das Ende eines missglückten Experiments und vielleicht der Auftakt eines geglückten. Show und Showmaster fremdeln nicht mehr. So klassisch 'Wetten, dass..?' ist, so sehr braucht es einen Moderator von Klasse. Lanz arbeitet sich vor."
Auch Peer Schader nimmt sich für faz.net den geläuterten Lanz vor: "'Erlauben Sie mir noch eine persönliche Bemerkung', flötete Lanz im Eröffnungsmonolog seiner siebten 'Wetten dass..?'-Ausgabe, die diesmal aus Bremen kam. Es gehe ihm um 'die Liebesbeziehung zwischen Ihnen und dieser Sendung', denn: 'Wie das so ist in einer 30-jährigen Ehe: Da kracht es auch schon mal.'" Kritik übt der Autor an dem unangebrachten Optimismus von Lanz: "Es gehört zu den größten Talenten des derzeitigen 'Wetten dass..?'-Moderators, von Sendungen, die er noch gar nicht zu Ende moderiert hat, schon zu wissen, dass sie großartig waren."
"Es passiert quasi nichts Überraschendes mehr"
sueddeutsche.de fasst das neue alte Konzept kurz zusammen: "Prominente nehmen auf der Couch Platz, plaudern ein wenig. Dann kommt eine Wette, danach muss eventuell ein selten amüsanter Wetteinsatz eingelöst werden. Danach singt jemand und dann geht das Ganze von vorne los." Autor Matthias Kohlmaier schlussfolgert: "Für Lanz hat das einen immensen Vorteil: Es ist kalkulierbar, es passiert quasi nichts Überraschendes mehr." Das Fazit des Autors: "'Wetten, dass..?' ist thematisch gesehen so etwas wie die TV-gewordene 'Bild der Frau'. Nur ohne Kreuzworträtsel."
Auf Spiegel Online fühlt sich Alexander Kühn an ganz alte Zeiten erinnert: "Lanz, wie gesagt, war sehr glücklich über die illustren Gäste. So glücklich, dass er sich beim Umgang mit ihnen zwischendurch gefährlich nah am untereren Wolfgang-Lippert-Level bewegte, aus dessen Zeit bei 'Wetten, dass..?' vor allem in Erinnerung geblieben ist, wie er Phil Collins mit den Worten 'You can say you to me' das Du anbot und Paul McCartney den Schweiß von der Stirn tupfte." Für den vielfach kritisierten Moderator hat er sogar ein paar warme Worte übrig: "Lanz strengte sich mehr an als sein Vorgänger Thomas Gottschalk es je getan hatte, aber das kann natürlich auch für den Zuschauer leicht anstrengend wirken." Kühns Fazit klingt dennoch ernüchternd: "Alle Beteiligten machten das Beste, was man aus einer von Markus Lanz präsentierten 32 Jahre alten Showidee machen kann."