Wer während des "Tatort" mal eben schnell aufs Klo musste, dürfte seine Blasenschwäche bereut haben: Schon eine kurze Abwesenheit reichte an diesem Abend aus, um der Handlung nicht folgen zu können. Denn was mit dem Tod einer Kellnerin begann, entpuppte sich schnell als komplexes Geflecht mit vielen Beteiligten und den unterschiedlichsten Motiven. Keine leichte Aufgabe für das Leipziger Ermittler-Duo Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke), da noch einen klaren Kopf zu behalten. Zumal die beiden bei ihrem dritten Fall in ihrem privaten Umfeld ermitteln mussten.
Die ermordete Kellnerin dealte nebenbei mit Heroin und belieferte auch die Tochter des Polizisten Krupp (Thorsten Nindel), der seinerseits ein alter Freund der beiden Ermittler ist. Obwohl bereits vom Dienst suspendiert, bliebt dieser der Dealerin auf den Fersen - und geriet so unter Mordverdacht. Doch Saalfeld und Keppler stoßen auf weitere Verdächtige: einen zwielichtigen Informanten (Milan Peschel) und einen jungen Taxifahrer, der mit der Kellnerin liiert war. Auch der Drogenfahnder Stefan Dirks (Harald Schrott) scheint mit gezinkten Karten zu spielen. Wenig hilfreich ist die Staatsanwältin Lucke, die die beiden Kommissaren am liebsten vom Fall abziehen will. Als der Polizist Krupp ebenfalls tot aufgefunden wird, erhärtet sich der Verdacht gegen den Drogenfahnder Dirks - doch ausgerechnet die Staatsanwältin gibt ihm für die Tatzeit ein Alibi.
Die Mutter deckt den Sohn
Gegen den Widerstand im eigenen Haus müssen Saalfeld und Keppler das Geflecht von Vertuschung und Korruption aufdecken. Was dabei herauskommt ist erschütternd und banal zugleich: Der Drogenfahnder Dirks ließ sichergestellte Drogen über die Kellnerin verkaufen. Dies bekam ihr taxifahrender Freund mit und brachte sie um - das Motiv war wohl die Enttäuschung über ihren Drogenkomsum. Das wiederum erfuhr der Dirks, der nun - können Sie noch folgen? - die Staatsanwältin erpresste. Denn die ist - wie der Zufall es will - die Mutter des Taxifahrers. Inzwischen hatte der Polizist Krupp davon Wind bekommen und musste von Dirks aus dem Weg gebracht werden. Das Alibi lieferte die Staatsanwältin. Puh.
Wer sich von diesem überfrachteten und bisweilen hanebüchenen Fall nicht abschrecken ließ, konnte zusehen, wie Simone Thomalla und Martin Wuttke sich immer besser aufeinander einspielen. Krankten die ersten beiden Auftritte noch an einigen schauspielerischen Manierismen - Wuttke übertrieb seine Einsamer-Wolf-Masche ebenso wie Thomalla zu oft die Kulleraugen rollte und ihre mütterliche Schnute zog -, haben die beiden jetzt ihr Maß gefunden und harmonieren immer Besser miteinander. Oft reicht den beiden nur eine kleine Geste, um sich zu verständigen.
Bleibt zu hoffen, dass sich das Privatleben der beiden nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Die immer wieder thematisierte frühere Liaison der beiden lässt für die weiteren Fälle Schlimmes befürchten.