Was fällt Ihnen bei Autos mit "O" im Namen ein? Opel vielleicht, Rover oder Honda? Dann hätten Sie bei DSF bares Geld gewinnen können. Denn als der Münchner Sportsender in seinem Nachtprogramm nach zwölf Automarken mit "O" im Namen gefragt hatte, waren genau diese drei Antworten die ersten, die genannt wurden. Danach wurde es allerdings kniffliger. "6500 Euro sicher" hatte der Moderator demjenigen versprochen, der eine richtige Marke nennt. Sich diese zu verdienen, war schier unmöglich. Denn unter den fehlenden neun Lösungen verbargen sich unter anderen "Luc Court", "Baudouin" oder "Deep Sanderson" - Namen, die selbst Autonarren nichts sagen dürften. Viele Privatsender nerven nachts mit diesem oder ähnlichen Quizspielen und verkaufen ihre Zuschauer für blöd. Dem Münchner Gewinnspielsender 9Live droht jetzt deswegen Ärger.
9Live muss 95.000 Euro Geldbuße zahlen, weil er gegen die Vorschriften für TV-Gewinnspiele verstoßen hat. Das teilte die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) in Stuttgart mit. 9Live ist damit der dritte Sender nach Sat.1 (40.000 Euro Strafe) und Das Vierte (12.000 Euro Strafe), der zu einer empfindlichen Geldbuße verdonnert wird. Damit werden irreführende Äußerungen, Intransparenz, Vorspiegelung von Zeitdruck und fehlende Informationen in sieben Gewinnspielsendungen geahndet.
Grundlage für das Bußgeld ist die neue Gewinnspielverordnung, die im Februar in Kraft getreten ist. Statt bisher die Machenschaften der Sender nur anzuprangen, gibt diese den Landesmedienanstalten erstmals die Möglichkeit, empfindliche Strafen auszusprechen. Theoretisch sind Bußgelder bis zu 500.000 Euro möglich. Professor Norbert Schneider, ZAK-Beauftragter für Programm und Werbung, hat bereits angekündigt, das Strafmaß bei weiteren Verstößen konsequent auszuschöpfen. "Diese Bußgelder sind ein empfindlicher Warnschuss für 9Live", sagte Schneider.
Die bisherigen Warnschüsse sind an dem Sender offenbar fast ungerührt vorbeigegangen. Schon oft wurden die Gewinnspielpraktiken verschiedener Sender in den Medien an den Pranger gestellt. Auf der Satire-Seite "Stupidedia" wurde 9Live sogar eine ganze Seite mit einer Auflistung der größten Peinlichkeiten gewidmet. Über die Show mit den Autonamen des DSF machte sich 2008 Oliver Kalkofe in seiner Sendung "Kalkofes Mattscheibe" lustig, der das Autonamen-Quiz eine "Show für Freunde des gepflegten beschissen werdens" nannte. Trotzdem wird auch bei 9Live an Call-In-Spielen dieser Art festgehalten.
Beanstandet wurde von der Kommission unter anderem ein am 15. März 2009 ausgestrahltes Quiz mit dem Namen "4 Automarken". Der Schwierigkeitsgrad des Rätsels sei irreführend kommuniziert worden. Bei "Quizzo" am 14./15. April 2009 wurde kritisiert, dass das Spiel erst nach viereinhalb Stunden aufgelöst, und nicht wie in der Gewinnspielsatzung vorgegeben, nach höchstens drei Stunden. Darüber hinaus sei unzulässiger Zeitdruck aufgebaut worden.
Statt Besserung zu geloben, will der Sender, der zur Gruppe ProSieben-Sat1-Media gehört, rechtliche Schritte gegen das Bußgeld einleiten. Die Geschäftsführung habe sichergestellt, dass die Vorgaben der Gewinnspielsatzung eingehalten werden, teilte 9Live mit. Außerdem bestünden an der Rechtmäßigkeit der Gewinnspielsatzung Zweifel. Diese wird zurzeit vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof überprüft. Bereits im August hatte ein Münchner Privatsender eine Normenkontrollklage angestrengt: 9Live.