Papst Franziskus trägt ausgelatschte Schuhe, der Bischof von Limburg leistet sich eine Badewanne für 15.000 Euro. Zwei katholische Würdenträger, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie aber geht das zusammen? "Protz-Bischof oder Armen-Papst - was will die Kirche wirklich?", fragte Günther Jauch in seinem Sonntagabendtalk in die Runde. Kann man natürlich machen, ein bisschen plaudern, damit die Zeit vergeht. Man ahnt schon, welche Argumente kommen werden und wird nicht enttäuscht. Hingegen das Thema "Europäische Flüchtlingspolitik" hätte man freilich auch - und sicherlich dringender - auf die Agenda nehmen können. Ist eben eine Frage der Gewichtung. Aber die Hoffnung stirbt nun mal zuletzt. Auch bei Talkgast Christiane Florin, die noch die Chance sah, dass, wie sie sagte, "wir eines Tages nicht über bischöfliche Badewannen, sondern über Menschen diskutieren."
Immerhin, Franz-Peter Tebartz-van Elst ist auch ein Mensch. Aber wohl einer, der noch nichts mitgekriegt hat von den "Zehn Geboten". Ist ja auch schon ewig lange her, dass Moses die zwei Tontafeln mit den "Dos" und "Don'ts" auf dem Berg Sinai empfangen hat. Da wäre etwa das achte Gebot: "Du sollst kein falsches Zeugnis geben". Bischof Tebartz-van Elst kümmert es wohl wenig, auch Talkgast Jochen Riebel vom Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls Limburg betitelte ihn als einen "Lügner", mutmaßte aber auch, dass "nur ein kranker Mann Aufträge in dieser Form vergibt." Denn die Kosten des Limburger Bischofsresidenz sind in schwindelnde Höhen geschossen: 31 Millionen Euro. Mindestens. Ursprünglich waren 5,5 Millionen Euro veranschlagt worden. Hinzu kommt noch die eidesstattliche Falschaussage in Bezug auf eine Flugreise. Ja, so Riebel, er habe dem Bischof seine Beschuldigungen auch direkt ins Gesicht gesagt. Und bekräftigte: "Der Bischof ist jemand, der mit der Wahrheit nicht so umgeht, wie man es erwarten kann." Auch viele andere Gerüchte, die über den Bischof kursierten, seien leider wahr. Man merkte Riebel seine Enttäuschung an, vor allem auch seinen Zorn, wobei damit schon das Reich der Sieben Todsünden betreten wäre, denn Zorn ist eine davon.
Herr, wirf Tugend vom Himmel
Aber wo bitteschön bleiben die christlichen Tugenden? Jesus sagte mal: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Und was, wenn der Nächste Tebartz-van Elst ist? Ja, was dann? Stephan Ackermann, Bischof von Trier, ließ Milde walten: " Er tut mir menschlich leid, weil im Grunde da jemand vernichtet wird" - namentlich vor allem von den Medien. Manfred Lütz, katholischer Theologe und Arzt, wusste ebenfalls bestens um seine Pflicht zur Nächstenliebe und kommentierte: "Der Mann ist jetzt am Boden, ich kann mir kaum vorstellen, wie er noch hochkommen kann." Doch wenn einer am Boden liege, so trete man nicht auch noch nach. Was aber nicht bedeutete, dass er Tebartz-van Elst dessen Sünden vergab. "Den Adventskranz finde ich schlimmer als die Badewanne", meinte Lütz. Rund 100.000 Euro soll dieser Adventskranz nämlich gekostet haben, um nun hübsch aus der Luft herunterzubaumeln. Trotzdem, die Badewanne beschäftigte die Gemüter. Der CDU-Politiker Norbert Blüm brachte es auf den Punkt: "Eine Badewanne für 15.000 Euro dient keinem Gottesdienst." Stimmt schon, wer sitzt schon im Lavendel-Schaumbad und betet den Rosenkranz?
Buße müsse er tun, der reuige Sünder. Die Journalistin Christiane Florin hätte Tebartz-van Elst am liebsten in den Fußstapfen von Petrus gesehen. Der hätte ja auch gelogen, hätte Jesus drei Mal verleugnet: "Aber der sagte wenigstens, das bereue ich zutiefst, und das hätte Petrus auch heutzutage zur "Bild"-Zeitung gesagt." Nichts dergleichen habe man von dem Limburger Bischof vernommen. Fakt sei, so Bischof Ackermann, dass Tebartz-van Elst keine Akzeptanz mehr habe und so sei dessen pastorale Arbeit nicht mehr fruchtbar. Auch wenn er nach katholischem Verständnis sein Leben lang Bischof bliebe. Eine Amtsenthebung komme also nicht in Betracht. "Dass Bischof auch anders geht, zeigt der Bischof aus Rom", wandte Blüm ein. Da komme der Papst und öffne Türen und "der Limburger" mache alles kaputt.
Kleines Senfkorn Hoffnung
Tatsächlich aber sind Hopfen und Malz noch nicht verloren. Auch Blüm räumte ein, und darin waren sich die Talkgäste einig, dass Papst Franziskus Hoffnung mache. Etwa, so orakelte der ehemalige Bundesarbeitsminister, dass in Zukunft auch die Finanzen der Kirche transparenter gemacht werden. Und dann, nächster Zipfel der Hoffnung, werde laut Ackermann im kommenden Jahr eine außerordentliche Bischofssynode zum Thema Familienpastoral zusammentreten, um unter anderem über die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten zu debattieren. Eine Angelegenheit, in der das Bistum Freiburg bereits vorgeprescht ist. Und nicht zuletzt schienen die Worte von Lütz wie der Auftakt zu einer Predigt. Es gehe, so sagte er, nicht nur darum, auf die Bischöfe zu schielen. Auch der Laie solle sich fragen, ob er denn nicht ein zu großes Auto fahre.
Amen.