"Die Zürcher Verlobung" 20.15 Uhr, Bayern
KOMÖDIE Der deutsche Nachkriegsfilm genießt keinen guten Ruf. Im Rückblick scheint das Kino jener Jahre aus einer endlosen Reihung von Heimatfilmen zu bestehen, unterbrochen von ein paar Heinz-Erhardt-Klamotten und den kitschigen "Sissi"-Filmen. Erst mit Rainer Werner Fassbinder und dem Neuen Deutschen Film wurden deutsche Produktionen international vorzeigbar.
Ganz falsch ist diese Sichtweise nicht. Doch dabei vergisst man gerne, dass es in den 50er Jahren einige herausragende (west-)deutsche Filme gab, die auch heute noch sehenswert sind. Kurt Hofmanns "Wir Wunderkinder", Wolfgang Staudtes "Rosen für den Staatsanwalt" und natürlich der Anti-Kriegsfilm "Die Brücke" von Bernhard Wicki sind solche zeitlosen Filmperlen. Vor allem das Schaffen Helmut Käutners gehört zu den Höhepunkten jener Jahre. Als einer der ganz wenigen Regisseure schuf er im Dritten Reich Filme, die von der Nazi-Ideologie unbeeinflusst blieben. Darunter "Große Freiheit Nr. 7" und den wundervollen "Unter den Brücken", beide 1944. In den 50er Jahren drehte er "Der Hauptmann von Köpenick", "Des Teufels General" und "Die letzte Brücke".
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Die Komödie "Die Zürcher Verlobung" ist in seinem Gesamtschaffen eher als Nebenwerk einzustufen, aber ein unglaublich leichtfüßiges und vergnügliches. Liselotte Pulver spielt die Schriftstellerin Juliane Thomas, die sich in einen charmanten Zürcher Arzt (Paul Hubschmid) verliebt. Kurz darauf trifft sie dessen besten Freund, den Regisseur Paul Frank (Bernhard Wicki), der ihr Buch verfilmen soll. Doch der Regisseur findet nicht nur an dem Stoff Gefallen - er hat auch ein Auge auf Juliane geworfen. Es folgen allerlei romantische Verwicklungen - und es geht von Berlin nach Hamburg nach Zürich. Ein Film, der in puncto Witz und Charme die meisten aktuellen Hollywood-Komödien locker aussticht.
Ein TV-Tipp von Carsten Heidböhmer, Redakteur bei stern.de