"An einem Samstag"
00:15 Uhr, MDR
DRAMA Ich war vier Jahre alt, als am 26. April 1986 der Reaktorkern in Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl in die Luft flog. Für mich war es ein Tag wie jeder andere. Ich erinnere mich nur noch daran, dass meine Eltern einige Tage später meinen Sandkasten mit einer schweren Metallplatte verriegelten. Das war ärgerlich. Dass auf Jahre keine Pilze mehr auf unserem Speiseplan standen, fand ich dagegen hervorragend. Ich mochte keine Pilze.
Unwissenheit ist ein Segen, sagt ein altes Sprichwort. In meinem Fall war es wohl so. Die atomare Angst sollte erst Jahre später aufbrechen, als wir in der Grundschule Gudrun Pausewangs "Die Wolke" lasen. Für die Menschen, die rund um das zerstörte Kraftwerk lebten, hatte sie tödliche Folgen.
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In dem Film des russischen Regisseurs Alexander Mindadze, der in Deutschland auf der Berlinale 2011 uraufgeführt wurde, weiß einzig der junge Parteifunktionär Valerij (Anton Shagin) vom Ausmaß der Katastrophe. Er überredet seine Freundin Vera (Svetlana Smirnova-Marcinkevic) gemeinsam mit ihm zu fliehen. Doch dann bricht Veras Schuhabsatz ab. Und der rettende Zug setzt sich langsam in Bewegung...
Die Kritik reagierte eher verhalten auf den Film, zu einer großflächigen Kinoveröffentlichung kam es nicht. Die Fukushima-Katastrophe hatte die Erwartungen an die erste filmische Bearbeitung eines Russen zur Tschernobyl-Katastrophe in unerreichbare Höhen schnellen lassen. Da musste ein Film, der sich vor allem auf die Innenwelt der Figuren konzentrierte, einfach enttäuschen.
Mit dem nötigen Abstand muss man dieses Urteil abmildern: "An einem Samstag" ("V Subboto") wird sicher nie zu den ganz großen Klassikern der Filmgeschichte gehören. Aber als erster Erklärungsversuch für das Verhalten der Menschen in der Sowjetunion während der Tschernobyl-Katatstrophe funktioniert er - und schafft es durchaus seine Zuschauer zu berühren. Das muss reichen.
Ein TV-Tipp von Jens Wiesner, freier Autor bei stern.de
Und das ist an diesem Tag noch sehenswert:
"Eden Lake"
23.05 Uhr, ZDFneo
HORRORTHRILLER "Bitte wenden Sie jetzt." Lachend ignorieren Steve (Michael Fassbender) und Jenny (Kelly Reilly) die Stimme des Navis. Das Areal um den Eden Lake, wo - wie ein riesiges Schild verrät – demnächst Luxuswohnungen entstehen sollen, kennt Steve seit Kindheitstagen. Als am Ufer ein paar Teenager mit ihrem Rottweiler auftauchen, bittet Steve sie höflich, die Musik etwas runterzudrehen. Ein Fehler. - Grimmige Sozialparabel und brillant manipulativer Hardcore-Horror: Dieses Meisterstück ist beides, vereint dabei Motive aus Klassikern ("Beim Sterben ist jeder der Erste", "Funny Games") und fesselt den Zuschauer von den ersten Minuten an. Wir haben Sie gewarnt! (bis 0.30)
"King Kong"
20.15 Uhr, ZDFneo
MONSTERDRAMA "Ich mache Filme, weil ich dieses Werk mit neun Jahren gesehen habe. Es war immer mein Traum, die klassische Story neu zu interpretieren." 2005 verfilmte Peter Jackson die Mär vom tragisch verliebten XXL-Gorilla - Tricks und Tränen inklusive. (bis 23.05)