ZDF-Melodram Veronica Ferres und das Leben nach dem Tsunami

Das große Drama steht im Vordergrund: In der wahren Liebesgeschichte von zwei Tsunami-Überlebenden spielt Veronica Ferres die Hauptrolle. Für die Schauspielerin war es "die anstrengendste und schlimmste Arbeit meines Lebens".

Veronica Ferres las das Buch und schüttelte den Kopf: Nein, das könne sie nicht spielen. Sie begegnete der Frau, deren Schicksal dort erzählt wurde, konnte zunächst keine innere Ähnlichkeit entdecken und wusste erst recht: Das spiele ich nicht. Erst allmählich ließ sie sich überzeugen, dass sie die Richtige war. "Dies war die anstrengendste und schlimmste Arbeit meines Lebens." Warum sie dennoch durchhielt: "Das war meine preußische Disziplin nach dem Motto: Augen zu und durch!"

So spielt sie denn im Film "Tsunami - Das Leben danach", der auf wahren Ereignissen beruht und den das ZDF an diesem Sonntag (5. Februar, 20.15 Uhr) zeigt, jene Frau, die im Dezember 2004 in der Tsunami-Welle vor Thailand ihren Mann und die beiden Kinder verlor, dies seelisch durchstand und acht Monate später einem Mann begegnet, dessen Frau und Töchter gleichfalls Opfer des Tsunami geworden sind. Sie lernt ihn lieben und heiratet ihn schließlich. Heute haben sie eine gemeinsame Tochter.

Ein tragischer Film - und dennoch positiv

"Ein dennoch positiver Film", sagt Ferres. Eine Ermutigung zum Weiterleben liege in dieser Arbeit, und das sei letztlich der Grund, sie zu machen. Ihre Produzentin Natalie Scharf war durch eine Todesanzeige für die drei Opfer auf die Geschichte aufmerksam geworden. Es lief ihr eiskalt den Rücken runter. Sie selbst hatte zu dieser Zeit mit ihrer Familie in Thailand Urlaub machen wollen.

Als sie dann von der Heirat der beiden Überlebenden hörte, reifte der Gedanke an eine Verfilmung dieser Geschichte heran. Natalie Scharf schrieb selbst das Buch: "mit großer Angst, denn natürlich droht der Kitsch". Und auf keinen Fall wollte sie einen üblichen Katastrophenfilm: "Unser Film fängt eigentlich dort an, wo sonst Katastrophenfilme enden."

Wie tief aber den Thailändern diese Katastrophe noch in der Seele steckt, bekam das Team während der Dreharbeiten zu spüren. Komparsen zum Beispiel schienen von der Erinnerung an damals immer wieder erschüttert.

Tsunami-Film als Test für das Publikum

Regie führte Christine Hartmann, Hans-Werner Meyer mimt den Partner von Veronica Ferres, ihren ersten Mann spielt Roeland Wiesnekker. Nach dem Film wird noch eine Dokumentation von Martina Nothorn ausgestrahlt. Eine kleine Überraschung: Dies ist ein ZDF-Sonntagsfilm, bei dem sonst die Damen Lindholm, Pilcher & Co. den Ton angeben.

Redaktionsleiterin Heike Hempel: "Dieser ausnahmsweise einmal krimifreie Sendeplatz gehört dem Genre des Melodram, und wir haben den Ehrgeiz, dort in aller Behutsamkeit neue Entwicklungen einzuleiten." Filme wie der über Beate Uhse oder die "Schicksalsjahre" mit Maria Furtwängler waren dafür schon Wegmarken.

Der Tsunami-Film ist wie ein Test. Wie weit darf man gehen? Empfinden die Zuschauer es als Tabuverletzung, wenn es um den Tod von Kindern und eine rasche Wiederverheiratung von Hinterbliebenen geht? Hempel will es riskieren: "Wir Öffentlich-Rechtlichen wollen die Beispiele großen filmischen Erzählens ins Schaufenster stellen, und das ZDF-Schaufenster ist nun mal der Sonntagsfilm." Da übt sie denn auch unübliche Quotenbescheidenheit: "Wenn wir ein mittelgroßes, dafür aufmerksames Publikum erreichen, bin ich zufrieden."

Die Tsunami-Überlebenden Billi Cramer-Schäffer und Michael Schäffer, um deren wahre Geschichte es in dem Film geht, wollen den ZDF-Film nicht sofort anschauen, wie sie der Illustrierten "Bunte" verrieten. "Wir müssen dafür einen Tag aussuchen, an dem wir ganz stark sind. Immerhin wird uns die schlimmste Zeit unseres Lebens noch mal vor Augen geführt." Mit der Einwilligung, ihr Schicksal verfilmen zu lassen, wollten sie anderen Menschen Mut machen. "Der Film soll kein Denkmal für unsere Verstorbenen sein. Sie leben ohnehin in unseren Gedanken mit uns weiter." Die Arbeit an dem Drehbuch sei wie eine Art Therapie gewesen.

DPA
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