Wenn man mit einem Menschen schon seit der Kindheit befreundet ist, hat man oft eine Verbindung wie unter Geschwistern. Auch die Eltern des anderen sind einem dann in der Regel recht nah. Für zwei Freunde aus Kanada kam nun nach 41 Jahren der Schock: Sie sind eigentlich die Kinder der Eltern des jeweils anderen.
Ein DNA-Test bestätigte nun einen Verdacht, der die beiden schon länger umtrieb. David Tait Junior, seinem Freund Leon Swanson und ihren Familien war schon früher aufgefallen, dass beide in den Zügen eigentlich eher den Eltern des anderen ähnlich sahen. Daher entschieden sie sich, endlich Gewissheit zu erlangen. Und tatsächlich: Tait stammt eigentlich von Swansons Mutter ab. Dessen Testergebnis steht noch aus. Alle gehen aber davon aus, dass die beiden vertauscht wurden.
Vierzig Jahre verloren?
Beide Freunde waren 1976 im selben Krankenhaus geboren worden, allerdings im Abstand von drei Tagen. Wie es zu der Verwechslung kommen konnte, ist aktuell noch unklar. "Ich will Antworten", sagte Tait unter Tränen laut der Nachrichten-Seite "The Star" auf einer Pressekonferenz. "Uns fehlen die Worte. Vierzig Jahre weg. Ich bin verstört, verwirrt und wütend."
Der Fall wird indes zum Politikum. Letztes Jahr stellte sich heraus, dass zwei andere Männer ebenfalls in dem Krankenhaus vertauscht worden waren, sie wurden fünf Monate vor Swanson und Tait dort geboren. Wie die beiden gehören sie zur sogenannten "First Nation", sind also indigener Abstammung. Ein ehemaliger Minister für Indigene Angelegenheiten, Eric Roberts, bestätigte den Fall. "Hier wurden Leben gestohlen", sagte er auf der Presse-Konferenz.
Regierung fühlt sich verantwortlich
Die kanadische Regierung nimmt die Fälle ernst. Gesundheitsministerin Jane Philbott kündigte in einem Statement an, die Fälle eingehend zu untersuchen. "Fälle wie diese machen auf tragische Art bewusst, wie wichtig es ist, die indigene Bevölkerung mit guter medizinischer Versorgung auszustatten." Sie bot allen, die in den 70er Jahren in dem Krankenhaus geboren wurden, kostenlose DNA-Tests an. Gut möglich also, dass in dem kleinen Ort mit seinen nur 5000 Einwohnern noch mehr Familien durcheinandergebracht werden.