Welche Strafe ist angemessen, wenn ein Mensch einen anderen sexuell missbraucht? Ihn mit seiner Tat einer unbeschwerten Zukunft beraubt? Gibt es bei Missbrauch überhaupt eine Strafe, die sich gerecht anfühlt? In den USA wird seit Tagen über den ehemaligen Stanford-Studenten Brock T. diskutiert. Er hatte im vergangenen Jahr eine junge Frau missbraucht und wurde zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt.
Für die meisten Beobachter ist das eine viel zu niedrige Strafe. Der Richter begründete sein Urteil damit, dass eine längere Gefängnisstrafe negative Auswirkungen auf das weitere Leben des 20-Jährigen haben könnte. In Online-Petitionen setzen sich Tausende für eine höhere Strafe ein.
Doch nun wurde bekannt, dass Brock T. wahrscheinlich noch nicht einmal sechs Monate im Gefängnis sitzen muss. Laut offiziellen Dokumenten der Gefängnisbehörde Santa Clara soll T. bereits am 2. September entlassen werden. Er ist seit Anfang Juni im Gefängnis und hätte dann gerade einmal drei Monate hinter Gittern verbracht und so nur die Hälfte seiner Strafe verbüßt.
Gute Führung – schon vor der Haft?
Sechs Jahre hatte die Staatsanwaltschaft gefordert, sollen es nun wirklich nur drei Monate werden? Das scheint zumindest sehr wahrscheinlich. "Das Datum wurde uns von der Justiz mitgeteilt", sagte James Jenson von der Polizei Dienststelle Santa Clara der "St. Louis Today". Es sei normal, dass die Verurteilten nur die Hälfte ihrer Strafe im Gefängnis verbrächten, solange sie während der Haft nicht in Schwierigkeiten gerieten. Dann könnte das Entlassungsdatum auch noch nach hinten verlagert werden.
Dass Häftlinge aufgrund guter Führung früher entlassen werden, ist auch in Deutschland gang und gäbe. Doch dass das Entlassungsdatum bereits feststeht, bevor der Häftling überhaupt die Chance hatte, positiv aufzufallen, stößt sauer auf – erst recht, bei der eh schon sehr kurz erscheinenden Strafe.