Demonstration in Hannover Schüler fordern Recht auf Klassenfahrt

"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Fahrten klaut!" Diesen Spruch skandierten tausende Schüler in Hannover. Sie sind sauer, weil viele Schulen in Niedersachsen die Klassenreisen streichen.

Knapp 4000 Demonstranten zogen Mittwochmittag durch Hannover. Es sind Schüler, die ihr Recht auf Klassenfahrten fordern. Es ist gut, dass sie auf die Straße gehen, erleben wir doch gerade in den letzten Tagen, wie wichtig es ist und wie gut es tut, seine Meinung laut und klar zu äußern.

Und die Schüler Niedersachsens haben allen Grund sauer zu sein. Etliche Schulen haben ihnen nämlich Ausflüge und Klassenreisen gestrichen.

Die Lehrer verweigern die Begleitung, weil sie damit gegen ihre Mehrbelastung protestieren. Seit Beginn des Schuljahres müssen Gymnasiallehrer pro Woche eine Stunde mehr unterrichten, statt bisher 23,5 Stunden 24,5 Stunden. Das hört sich nicht viel an und damit liegen die niedersächsischen Pädagogen bei der Arbeitsbelastung bundesweit nur im Mittelfeld. Ihre Kollegen an den Grund, Haupt- und Realschullehrer arbeiten ebenfalls mehr. So mancher wird daher jetzt beim Lesen aufstöhnen und denken: "die faulen Pauker".

Ihr einziges Mittel

Aber der Unterricht muss vor- und nachbereitet werden. Laut Lehrer-gewerkschaft GEW arbeitet ein Lehrer insgesamt rund 50 Stunden pro Woche. Eine Stunde mehr Unterricht bedeutet zwei bis drei Stunden mehr Arbeit pro Woche zusätzlich - ohne Lohnausgleich. Das Gehalt für Vollzeitkräfte bleibt gleich, bei Teilzeitkräften sinkt es sogar, weil die Bemessungsgrundlage steigt. Vor allem viele Lehrerinnen arbeiten in Teilzeit.

Weil Lehrer als Beamte nicht streiken dürfen, sehen sie für sich nur diese Form des Protestes: Sie verweigern ihre Freizeit. Denn viele der Klassenreisen finden außerhalb der Dienstzeit statt. Für viele Arbeitnehmer in anderen Branchen wäre es überhaupt nicht denkbar, für den Beruf so viel private Zeit zu opfern wie Lehrer es häufig tun.

Auf dem Rücken der Schüler

Leidtragende sind aber die Schüler. Sie fordern ihr Recht auf Klassenreise. Denn Schule ist schließlich mehr als Kurvendiskussion und Englisch-Vokabeln büffeln. Schülerfahrten sind kein Luxus, sondern fester Bestandteil des Lernens und wichtig für das Klima in der Klasse.

Deshalb sollten die Schüler solange weiter durch die Innenstädte ziehen, bis sich Lehrer und Politik an einen Tisch setzen, um eine Lösung zu finden. Statt die schwarze Null zu feiern, könnten die Kultusminister mehr Geld für Lehrerstellen ausgeben, damit diese die Jungen und Mädchen bei Ausflügen und Reisen begleiten können.

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